Angstthema Kalibrierung – Teil 1

Schreibt mir doch: Was sind Eure Erfahrungen mit der Monitorkalibrierung? Auch für Euch ein „Angstthema“? Gar kein Problem? Noch keine Erfahrungen? Kleine Probleme?

Farbmanagement, Monitorkalibrierung, Farbprofil … das sind Worte, mit denen man einen ganzen Raum voller Fotointeressierter auf einen Schlag leerfegen kann.

Euer unkalibrierter Monitor zeigt Euch das Bild so...
Euer unkalibrierter Monitor zeigt Euch das Bild so...
... in Wahrheit sieht es aber so aus. (illustratives Bsp.)
... in Wahrheit sieht es aber so aus. (illustratives Bsp.)

Zwar ist den meisten Fotografierenden diffus bewußt, dass das wohl wichtige Themen sind, aber die scheinbare Komplexität schreckt einfach gewaltig ab. Das ist was, was man „lieber den Profis überlässt“ – für den Amateur ist das sicher Overkill. So denken wohl die meisten.

Leider ist das komplett falsch. Farb- bzw. Monitorkalibrierung geht absolut jeden an, der mit Bildern arbeitet, egal ob als Profi oder Amateur.

Warum?

Zuerst einmal muß man wissen, das praktisch kein Monitor bei der Auslieferung korrekt eingestellt ist. Das liegt an unumgehbaren Fertigungstoleranzen, ist in den meisten Fällen aber auch pure Absicht.

Blautöne wirken für unser Gehirn z.B. „hell“, während Orangetöne Wärme, Farbenfreude und Behaglichkeit suggerieren.
Deshalb sind Laptop-Bildschirme i.d.R. viel zu blau eingestellt, um heller zu wirken.
Desktop-Monitore und Tvs sind eher orange und sehr kontrastreich eingestellt, um im Elektronikmarkt besonders gefällig zu wirken.

Laptop-Monitore sind oft zu kontrastreich, zu blau und zu hell eingestellt. Das dort perfekt scheinende Foto...
Laptop-Monitore sind oft zu kontrastreich, zu blau und zu hell eingestellt. Das dort perfekt scheinende Foto...

Für die Bildbearbeitung ist nichts davon geeignet, denn falsch dargestellte Farben führen zu falschen Korrekturen in der Bildbearbeitung und alle Abzüge werden dann farbstichig wiedergegeben und nicht so, wie man es haben wollte. Da gibt man schnell dem Labor die Schuld – das aber alles richtig gemacht hat.

Beinahe noch schlimmer ist es, wenn man seine Bilder „nur“ online präsentiert (in Communities z.B.).
Es ist mit einem unkalibrierten Monitor unmöglich zu sagen, wie die Bilder bei anderen dargestellt werden.

Das heißt: Arbeitet ihr an einem unkalibrierten Monitor, werden Eure Bilder bei jedem anderen „falsch“ angezeigt!
Auch auf Abzügen werden sie nie genau so aussehen, wie Ihr das haben wolltet.

Denn unkalibriert“ ist kein definierter Zustand, der immer gleich wäre, sondern bedeutend einfach „irgendwie“ eingestellt.

Arbeitet Ihr hingegen an einem kalibrierten Gerät, wird jeder, der ebenfalls einen kalibrierten Monitor hat, dasselbe sehen und die Farben Eurer Abzüge entsprechen dem, was Ihr Euch vorgestellt habt.

Soviel zur „schlechten“ Nachricht.

...hat in Wahrheit völlig falsche, orangene Hauttöne, ist zu flau und zu dunkel. (illustratives Bsp.)
...hat in Wahrheit völlig falsche, orangene Hauttöne, ist zu flau und zu dunkel. (illustratives Bsp.)

Die gute Nachricht: Das Thema ist gar nicht so kompliziert, wie die meisten meinen.

Euren Monitor zu kalibrieren, heißt nur, ihn auf einen definierten Standard einzustellen. Andere Monitore und Maschinen, die ebenfalls so eingestellt sind, werden dann dasselbe darstellen.

Für eine fundierte, ernstzunehmende Kalibrierung braucht ihr:

  • Einen guten Monitor. Egal, wieviel Geld Ihr in Eure Kamera und Objektive investiert (und oftmals ist das VIEL), am Monitor könnt Ihr nicht zu sehr sparen!
    Es muss für den Amateur nicht unbedingt ein professioneller, hardwarekalibrierbarer Monitor sein, aber das 199 Euro-24 Zoll-Schnäppchenangebot taugt leider auch nichts.
    Bei solchen Geräten kann ich aus Erfahrung sagen, dass eine ordentliche Kalibrierung praktisch unmöglich ist.
    Als ganz grobe Hausnummer wird man je nach Größe mindestens 500 Euro investieren müssen, viel genauer und detaillierter kann man allerdings aussuchen, wenn man gute Tests findet, die auch auf die Farbgenauigkeit und -stabilität eingehen. Eine hervorragende Quelle dafür habe ich z.B. bei http://www.prad.de gefunden.
  • Ein Kalibrierungsgerät (auch Farbmessgerät oder Kolorimeter genannt) mit entsprechender Software. Monitorkalierungsgeräte gibt es schon für 150-200 Euro. Natürlich gibt es auch genauere, langlebigere und teurere Profi-Geräte (mit denen man dann oft noch weitere Geräte wie Drucker etc. kalibrieren kann), aber die muß man nicht zwingend haben.
  • Ein paar Minuten Zeit (das geht eigentlich viel schneller, als die meisten wohl meinen würden…).

Wie so etwas in der Praxis funktioniert, werde ich Euch im nächsten Teil demonstrieren. Wenn alles klappt, in Form eines Screencapture-Videos.
Ganz nebenbei erfahrt Ihr dann noch den Unterschied zwischen Hard- und Softwarekalibrierung, Profilierung und Kalibrierung und wie die Bildbearbeitung am Laptop zu beurteilen ist.

Alles gar nicht SOOO kompliziert, Ihr werdet sehen! Hier geht’s zum Video!

3 Kommentare zu „Angstthema Kalibrierung – Teil 1“

  1. Da möchte ich mich gerne zu Wort melden!
    Ein Angstthema war es nicht, aber anfangs ein wenig undurchsichtig!
    Nur gut das in München der „Calumet“ sitzt und ich beim Kauf meines eye one display 2 von x-rite gleich einen 6 Stündigen Workshop dazu bekommen hab! So wurde ich in die „Geheimnisse“ der Kalibrierung eingewiesen und kann hier Michael nur zustimmen!
    Es geht echt sehr schnell, und die Kalibrierung und Profilierung eines Monitors ist recht einfach!

    LG Micha

  2. Pingback: BlogTimes QuickNews (KW18) | BlogTimes - Fotografieblog

  3. Rein vom Ablauf her ist Kalibrierung doch nun echt kein Angstthema: wenn man sich damit nicht weiter auseinandersetzen will, reicht es meist, eine Lösung zu kaufen, zu installieren und den Empfehlungen im Programm zu folgen, der Rest läuft von alleine.

    Beängstigend wird es erst, wenn man tiefer in die Materie einsteigt 😉

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