Ich werde demnächst mein Makro-Objektiv gegen eines von Canon tauschen. Mein rattenscharfes, sehr treues und durchaus sehr geliebtes 90er Tamron-Makro wird damit arbeitslos. Eigentlich gibt es nur einen Grund für den Tausch: Das Canon fokussiert schneller. In meinem Arbeitsalltag aber ein wichtiger Punkt. Diese aktuelle Entwicklung ließ mich an den Tipp aus der Überschrift denken: Jeder braucht ein Makro!
Ok, ok, das war „etwas“ reißerisch formuliert. Aber „mindestens für jeden Beauty-Photographen lohnt sich ein Makro-Objektiv für seine Arbeit“ klingt ja nicht so toll als Überschrift.
Und damit – hey! – willkommen zum ersten Beitrag zum Thema Beauty-Photographie auf diesem Blog. Diese zweite meiner Spezialisierungen kam hier ja bisher noch nicht vor.
Was ist ein Makro? (Fortgeschrittene: den gefärbten Bereich einfach überspringen…)
Als „echte“ Makro-Objektive, und von solchen spreche ich, bezeichnet man gemeinhin Objektive, die einen Abbildungsmaßstab von 1:1 erreichen (oder mit anderen Worten: ein z.B. 1 cm großes Objekt kann damit auf 1 cm des Sensors abgebildet werden).
Bekannt sind diese Objektive den meisten für die Photographie von Insekten, Kleinstlebewesen oder winzigen Details.
Nicht ganz so bekannt ist die Tatsache, daß diese Objektive (außer vielleicht von Aufnahmen auf große Distanzen abgesehen) alles abgebildete so scharf darstellen wie nur wenige andere Objektive und i.d.R. keines in einer ähnlichen Preisklasse. Ein Makroobjektiv ist somit auch die ideale Anschaffung für preisbewußte Schärfe-/Qualitätsfetischisten. Es war, nach den (damals noch einfachen und billigen) obligatorischen Standard- und Telezooms, mein erstes wirklich „hochwertiges“ Objektiv.
Es gibt Makros meist in 3 grob eingeteilten „Brennweitenklassen“. Kurze Makros haben etwa 50mm Brennweite und sind …na ja… vor allem recht billig. Außer dem preisgünstigen Einstieg in die Makrowelt weiß ich kein so besonders gutes Argument, zu einem 50er Makro zu greifen. Eine Ausnahme bilden hier die neueren Objektive um die 60 mm Brennweite, die für Kameras mit APS-C-Sensor gedacht sind und dort etwa den selben Ausschnitt bieten wie ein 100er am Vollformat.
Die längste Brennweitenklasse liegt bei ca. 150-180 mm und bietet dem Makro-Photographen eine recht angenehme Aufnahmeentfernung bei der Abbildung von 1:1, was z.B. Tieren eine meist noch akzeptable Fluchtdistanz erlaubt. Dafür sind es die größten, schwersten und teuersten Makros mit nicht mehr ganz so großer Lichtstärke.
Was fehlte? Die mittleren Makro-Klasse, Brennweite um die 100 mm (Canon: 100, Nikon, Sigma: 105, Tamron: 90, Tokina: 100).
Das dürften die meistgekauften und meistgenutzten Makros sein. Ich gehe hier nicht darauf ein, warum klassische „Makro-Photographen“ diese Objektive wählen.
Es sind aber auch ideale Portrait- und Beauty-Objektive.
Die Brennweite entspricht einem leichten Tele (gut für die Gesichtsproportionen), der Preis ist erschwinglich, die Lichtstärke mit 2,8 recht hoch, die Objektive sind recht leicht und handlich. Und dem Beauty-Photographen ermöglichen sie Bildschnitte, wie sie mit anderen Objektiven auf Grund der Naheinstellgrenze i.d.R. nicht möglich sind (natürlich werden im professionellen Bereich auch langbrennweitige Tele dafür benutzt, das braucht aber meist viel Platz nach hinten und ein Bild von oben wird damit beispielsweise auch eher schwierig… Außerdem sind die in guter Qualität RICHTIG teuer.)
Denkt dabei nicht nur an extreme Details wie ein Auge oder einen Lippenteil. Auch ein Gesicht wirklich formatfüllend abzubilden oder sogar einen Teil davon „wegzuschneiden“ braucht meist schon ein Makro-Objektiv. Und die Qualität/Schärfe ist einfach unglaublich – vor allem gemessen am Preis und der Vielseitigkeit.
Nur ein Wort der Warnung: Im Nahbereich ist die Ausdehnung der Tiefenschärfe nur sehr gering. Man sollte die Blendenzahl also nicht zu klein wählen.
Wenn mal grade kein Beauty-Shooting ansteht, taugt es zudem als längeres Reportage-Objektiv, leichtes Tele mit guter Lichtstärke, für eine Produktaufnahme (ebay?) oder (Überraschung!) für Makro-Photographie.
Also: Jeder braucht ein Makro! Hab ich schon erwähnt, daß ich ein 90er Tamron zu verkaufen habe? 😉
Hallo Michael,
was möchtest du den für dein Tamron haben 🙂
Im übrigen ein Super Artikel der mir nur noch bestätige was ich schon sein längerem vorhatte.
Viele Grüße
Martin
Hallo Martin,
Wenn Du Interesse hast, schreib mir doch einfach ne Mail mit nem Preisvorschlag. Allerdings war der Wechsel und Verkauf nur der Aufhänger für den Artikel, nicht der Hauptgrund. 😉
Freut mich, wenn er Dir gefällt. 🙂
zu blöth, dass ich Nikon habe. ein gutes Makro zu einem vernünftigen Preis hätte ich auch gerne… 😉
@Roland: WAAAS? NIKON!? In die Ecke und schämen! *fg*
Nein, im Ernst: Das 105er (mit VR) von Nikon hat einen ausgezeichneten Ruf, ist aber auch ziemlich kostspielig.
Bei den Makros ist die Bildqualität allerdings durchweg hervorragend, sodaß man, wenn man keinen Bildstabilisator braucht und mit langsamerem AF leben kann, guten Gewissens zu einem „Fremdhersteller“ wie Tamron, Tokina oder Sigma greifen kann. Der Preisunterschied ist schon recht deutlich – der (Bild)Qualitätsunterschied eher nicht.
Und die gibt es auch für Nikon und die meisten großen Kameramarken.
du sprichst mir aus der seele. bei mir ist es vor kurzen das 105er sigma geworden und ich bin begeistert. auch in für kunstvolle portraits bringt so ein makro doch einiges.
@Larissa
Bei Portraitbildern nutze ich ja irre gerne das Sigma 85mmF1,4 EX DG HSM. Der OS fehlt mir da leider noch! Aber ja, auch sonst habe ich von einigen anderen Leuten die Qualitäten des 105er Sigma zu hören bekommen.
Wow, das ist echt erstaunlich, denn für das genannte 85er Sigma weiß noch nichtmal Sigma selbst eine UVP, geschweige Gott das es im Handel erhältlich wäre… 😉
Wie auch immer, die 85er sind mir an meiner Vollformat-Kamera persönlich immer noch etwas zu limitiert, was die Naheinstellgrenze angeht. Oder anders ausgedrückt: Der Bildausschnitt wird mir damit oftmals nicht eng genug.
Oh Mann, ich bin so ein Trottel! Sorry, ich habe mir vorher erst einen Beitrag zum 85er durchgelesen und war danach scheinbar geistig ein wenig abwesend. Ich meinte eigentlich das 70mm f2,8. 😉
Hallo Michael,
ein interessanter Artikel – und ich habe mir auch das blaue durchgelesen 😉 – mein 100er Canon ohne IS gebe ich auch nicht mehr her. Das eine oder andere Porträt habe ich damit auch schon fotografiert. Meine Bilder sind zwar lange nicht so gut wie deine, aber Übung macht den „Meister“.
LG
Jochen
Die Brennweite von 50mm ist nicht nur güntig, sondern vor allem die klassische Brennweite für die Reprographie mit analogen KB-Kameras. Heute schieben die Hersteller Makros mit ca. 30mm nach. An APS-C hat man damit wieder einen vernünftigen Arbeitsabstand und kann Reproständer nutzen.
Pingback: Kaufberatung: Objektiv