Keine „Magermodels“ mehr bei Brigitte – subjektiv

Brigitte verzichtet auf Profimodels
Profimodels wie Ina werden ab 2010 in der Brigitte nicht mehr für eigene Produktionen eingesetzt. (Bild: Michael Gelfert, Model: Ina Berschauer, www.ina-berschauer.de ; Make-up: Constanze "Baffy" Schroth ; Couture: Olcay Krafft Fashion, www.olcaykrafft.com)

Edit: Das erste Heft ist draussen. Wer hat es gesehen? (Ich bisher noch nicht.) Wie sind die Meinungen zum Heft und/oder zu meiner Stellungsnahme? Ich freue mich auf Kommentare!

Die bekannte deutsche Frauenzeitschrift „Brigitte“ möchte keine „Magermodells“ in eigenen Fotoproduktionen mehr zeigen. Das gilt auch für alle Brigitte-Produkte, wie z.B. den Webauftritt. Das erste völlig „Magermodels“-freie Heft soll im Januar 2010 erscheinen. Die Fotoproduktionen sollen in Zukunft nur noch mit Amateuren als Models durchgeführt werden. Profis sind tabu. Ausgenommen von dieser Änderung sind nur die Berichterstattungen von Ereignissen (Laufstegbilder) und Anzeigen.

Liest sich für den Verbraucher auf Anhieb ganz toll: Endlich nicht mehr diese übertrieben mageren, blutjungen Dinger in Zeitschriften, die für ein eigentlich „erwachseneres“ Publikum gemacht werden. Bei Brigitte passt das auch ganz gut, offensichtlich ist dort die Zielgruppe nicht der 21jährige Modeltyp.

Anmerkung am Rande: Meiner Meinung nach ist das Magermodel-Problem bei Laufstegmodels bedeutend stärker ausgeprägt als bei Fotomodellen, da auf Laufstegen kein Photoshop mehr Linien verschlanken kann. Ein Druchblättern gängiger Magazine belegt das: Auf Bildern der Laufstege wirken die Models deutlich ungesünder als in den Fotoproduktionen.

Mein erster Gedanke war allerdings, dass man damit schlicht viel Geld sparen kann. Models sind teuer. Sehr teuer. Umso besser, umso teurer und Agenturen wollen noch einmal einen ganzen Batzen extra für die Vermittlung. Ausserdem kauft man die Rechte für die Veröffentlichung zusätzlich ein, wobei die Kosten stark von Dauer und Art der Nutzung abhängen. „Fotografieren und auf ewig bei jeder Gelegenheit verwenden (oder gar weiterverkaufen)“ ist also nicht.

Unter http://www.brigitte.de/mode/ohne-models-faqs-1038523/ widmet sich die Brigitte einigen Fragen zu der Aktion, auf Seite 3 schließlich geht man auch auf die Honorarfrage ein. Dort heißt es: „die gecasteten Frauen bekommen vergleichbare Honorare wie professionelle Models“. Das wird man einfach glauben müssen. Die meisten Nicht-Profis werden das angemessene Honorar nämlich wohl gar nicht kennen.

Natürlich lässt das weitere Fragen offen. Die Honorare von professionellen Modellen schwanken stark, je nach Land, Agentur, Erfahrung etc. Wird man sich da eher am unteren Bereich orientieren?

Die Kosten für die Agentur spart man auf jeden Fall und zu den übertragenen Rechten gibt es gar keine Auskunft. Man darf aber davon ausgehen, daß das Model, pardon, der Normalo sämtliche Rechte abtreten wird.

Weiter heißt es in den FAQs: „Zum anderen werden die Aufnahmen mehr Zeit und Aufwand in Anspruch nehmen als Produktionen mit professionellen Models – eine Investition, die sich BRIGITTE jedoch gerne leistet.“ – Jeder Profi weiß, wie wahr die erste Aussage ist. Ob die zweite auch wahr ist oder ob der Fotograf einfach unter großem Druck in derselben Zeit seine Ergebnisse abliefern muß, bleibt abzuwarten (und wird wohl nie an die Öffentlichkeit gelangen).

Brigitte: Sehr wirkungsvolle Kampage, die wahrsscheinlich auch noch viel Geld spart. [Bild: Michael Gelfert, Model: Ina Berschauer (www.ina-berschauer.de), Make-up: Constanze "Baffy" Schroth, Couture: Olcay Krafft Fashion (www.olcaykrafft.com)]
Brigitte erdachte eine sehr wirkungsvolle Kampage ohne Profimodels wie dieses, die wahrscheinlich auch noch viel Geld spart. (Bild: Michael Gelfert, Model: Ina Berschauer, www.ina-berschauer.de ; Make-up: Constanze "Baffy" Schroth ; Couture: Olcay Krafft Fashion, www.olcaykrafft.com)
Fazit: Brigitte hat den Kunstgriff geschafft, eine enorm wirkungsvolle Marketing-Aktion zu starten, die höchstwahrscheinlich auch noch viel Geld bei den Fotoproduktionen spart. Mindestens den Agentur-Anteil und die Kosten für weitere Fotonutzung, den diese verlangen, vermutlich aber sogar noch viel mehr.

Anzeigen werden kostenlos „aufgewertet“, denn dort sieht man nun vielleicht die hübscheren Menschen.Und auch, wenn es unpopulär ist, das zu äußern: Sind Models nicht vielleicht deshalb erst so gefragt geworden, weil niemand gern dafür bezahlt, in den Zeitschriften die selben Leute zu sehen wie im Alltag?

3 Kommentare zu „Keine „Magermodels“ mehr bei Brigitte – subjektiv“

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