Kampf den Dubletten

Mit dem heutigen Artikel möchte ich zum Nachdenken über die eigenen Bilder anregen.

Man kennt das Problem: Da sitzt man stundenlang über der Bearbeitung seiner Bilder, sieht schon den Wald vor lauter Bäumen kaum mehr und dann braucht man auch etwas Abwechslung. Vielleicht sieht das Foto ja in einem anderen Farblook viel besser aus? Oder in einer helleren Stimmung? Oder in schwarz-weiß? Das ist flux ausprobiert und letztlich gefallen einem eigentlich mehrere Varianten. Das geht uns allen so. Öfter.
Die naheliegendste Weiterführung ist nun natürlich, dann auch alle Varianten in Social Media-Netzwerken, Bildergalerien und der eigenen Website zu präsentieren.
– Wirklich?
Fashion Nude - MiGelPhotographie ist – wenn wir nicht von dokumentarischer oder reproduktiver reden – eine künstlerische Tätigkeit. Bewiesen wird das allein schon durch die oben beschriebene Arbeitsweise um ein Bild zu verändern, um Stimmung oder Wirkung zu erzeugen.
Sicher waren die meisten von Euch schon einmal in einem Museum. Ich meine so eins, wo auch Bilder hängen – ein Kunstmuseum.
Wie viele gleiche Bilder in unterschiedlichen Bearbeitungen habt Ihr da gesehen? Gibt es die Mona Lisa auch in schwarz-weiß? Kennt Ihr viele berühmte/bekannte Photographen, die das gleiche Bild in verschiedenen Bearbeitungen auf ihrer Seite präsentieren?
Natürlich, nicht jedes Bild ist eine „Mona Lisa“. Doch wenn Ihr Photos zeigt dann tut Ihr das doch auch, weil Ihr stolz darauf seid. Weil Ihr etwas geschaffen habt, das Ihr mit der Welt teilen wollt und mit dem Ihr Wirkung und Emotion anstrebt.

Mein Rat: Steht zu Eurem Werk. Zu dem einen. Ja, es ist oft schwer sich für nur eines zu entscheiden. Dieses eine hat dann aber auch eine definitive Aussage und Wirkung. Das gibt es dann nicht in „verschiedenen Geschmacksrichtungen“. Entscheidet Euch, was Ihr vermitteln und auslösen wollt und tragt das mit Selbstbewußtsein nach außen. So werden Photos erfolgreich und beMERKENswert.

Ausnahmen bestätigen die Regel. Wie immer.

"Mystery Lover"
„Mystery Lover“

2 Kommentare zu „Kampf den Dubletten“

  1. Lieber Michael,
    ja, das Problem kenne ich, aber anders als hier beschrieben. Wir Zeitungsfotografen machen von jedem Motiv Serien, bei wichtigen Fotojobs manchmal 50, 60 oder noch viel mehr. Und dann geht es hinterher mit dem Aussortieren los. Welches biete ich der Redaktion an. Bearbeitung spielt dabei keine Rolle – ist Manipulation und deshalb untersagt -, aber allein die Auswahl, wann das Motiv am besten getroffen ist, keiner der abgebildeten Menschen dämlich guckt und die Aussage klar ist, erfordert viel kritischen Blick. Der ist auf die eigenen Fotos schwer, so meine Erfahrung. Wenn ich privat fotografiere, lasse ich die Fotos ein paar Tage liegen, um mit Abstand erneut darauf zu gucken. Das geht im Redaktionsalltag natürlich nicht. Dort kann ich aber zumindest die Kollegen um Rat fragen.
    Letztlich ist aber immer eine Entscheidung für höchstens drei bis vier Fotos je Motiv zu treffen. Da fällt die Auswahl weiß Gott schwer. Und doch bin ich jeden Tag dazu gezwungen, zu meinem Bildern zu stehen, wie Du es formulierst. Wer will schon Doubletten liefern.

  2. Guter Artikel. Das Problem ist bekannt. Ich bin da mittlerweile hart gegen mich selbst. Spätestens nach der Sterne-Bewertung in Lightroom bleibt nur noch ein Bild eines Motivs übrig, maximal zwei.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*