Die Upgrade-Frage

Einen meiner Assistenten plagt zur Zeit eine Frage, die sicher viele von Euch auch schon gequält hat oder die Ihr schon öfter hörtet. Die „1000 $ question“, gefunden bei Adobe, hat mich inspiriert, hier darüber zu schreiben.

Mein Assistent hat bereits eine DSLR, 2 günstige Objektive (Reichweite von 18-200 mm), einen einfachen Aufsteckblitz und ein einfaches Stativ. Er hat also die typische Erstausstattung zusammen.

Er möchte nun seine Photographie auf „die nächste Stufe“ bringen, sich stärker für das Thema engagieren, mehr Modelphotographie machen.

Die Frage ist nun: Bei einem Budget von grob 1000 Euro (oder weniger), in was sollte man als Nächstes investieren?

  • Mit seiner Kamera ist er nicht so recht zufrieden. Es ist ein Einsteigermodell, das viele Einstellmöglichkeiten und Komfortfunktionen besserer Modelle nicht bietet. Die Bedienung ist menülastig und oft komplizierter, als er es sich wünscht. Viele interessante Objektive lassen sich an der Kamera ausserdem nicht nutzen.Eine neue (bessere) Kamera, vielleicht auch gebraucht, wäre also eine Option.
  • Seine Objektive decken einen großen und vielseitigen Brennweitenbereich ab. Qualitativ sind sie allerdings nicht das Wahre. Das Spielen mit Tiefenschärfe ist kaum möglich, denn sehr lichtstark sind die Linsen nicht. Bildstabilisator haben sie auch nicht. Bessere Linsen wären interessant.
  • Der Aufsteckblitz bietet kaum Einstellmöglichkeiten, hat aber zumindest eine fortgeschrittene Automatik und lässt sich auch manuell bedienen. Kaum Grund, hier aufzurüsten.

Wie sieht meine Empfehlung aus?

Ich weiß, wie frustrierend das Gefühl sein kann, daß einen die Kamera behindert und begrenzt. An einem bestimmten Punkt MUSS man dann einfach aufrüsten.
Dennoch – die neue Kamera macht in der selben Situation i.d.R. genau die selben Bilder wie die alte. Der sichtbare Effekt ist also gering.

Mehr Sinn machen da schon neue Objektive, die bessere Bildqualität (v.a. Schärfe) offerieren und mit größerer Lichtstärke das Spiel mit der Unschärfe als neue kreative Dimension bieten. Das würde man direkt im Bild sehen.
Wie geschrieben, sind aber viele bezahlbare Objektive mit der aktuellen Kamera nicht kompatibel – somit sind Objektive auch nicht die ultimative Wahl in der Situation.

Mein Tipp: Wie heißt dieses Blog (und warum wohl)? Was bedeutet „Photographie“?

– Licht ist ein zentrales Element bei unserer Kunst. Und kaum etwas verändert ein Bild mehr als der gezielte Einsatz von Licht. Ich rate also an diesem Punkt sehr deutlich dazu, in diese Richtung zu investieren. Besonders, wenn das Ziel Modelphotographie lautet.

Reflektor: California Sunbounce MiniDie einfachste und günstigste Art der Lichtsteuerung ist ein Reflektor.
Die Produkte von California Sunbounce sind großartig. Stabil, effizient und sehr gut steuerbar. Allerdings auch sehr teuer.

Wer so viel für den Anfang nicht ausgeben will, kauft einen einfachen Faltreflektor. Oder, was ich fast noch besser finde, für noch weniger Geld mehrere Styroporplatten im Baumarkt. Die sind billig, machen ein tolles weiches Licht, sind überraschend effizient und wenn sie mal kaputtgehen, kann man bedenkenlos eine neue nehmen/kaufen.
Für einen Reflektor braucht man aber auch ein halbwegs gutes Licht, das man reflektieren kann. Ausserdem meist jemanden, der das Ding hält. Also eher was für draussen und einen „natürlicheren“ Look.

Ein „Mittelding“ wäre der Strobist-Ansatz. Also den vorhandenen Aufsteckblitz mit Stativ, Funkauslöser und Lichtformern aufzurüsten. Allerdings sind die Leistung und die Möglichkeiten der Lichtformung begrenzt (und immer irgendwie eher eine Bastellösung) und die Kosten auch gar nicht SO unerheblich. Ihr merkt – ich bin kein sehr großer Fan davon.

Mein ultimativer Upgrade-Tipp ist also ein Studioblitz. Der lässt sich wunderbar mit Lichtformern aufrüsten und in der Wirkung verändern und hat genug Leistung, um als Hauptlicht die Lichtstimmung zu dominieren. So läßt sich dramatisches Licht gezielt setzen und steuern. Die viele Lichtleistung sorgt ausserdem dafür, daß man oft mit kleineren Blenden (= große Blendenzahlen) arbeitet. Bei einer Blende von 8 haben viele Objektive ihre optimale optische Leistung.

Studioblitz

Ein interessantes Angebot fanden wir beim Markenhersteller Elinchrom. Hier gibt es das Einsteigergerät „D-Lite-it 4“ für ca. 269 Euro (nackt). Funkempfänger schon inklusive. Die lassen sich zwar nicht per Funk fernsteuern (sondern nur auslösen) und haben nur ein schwaches 100W-Einstelllicht. Sie sind aber interessant genug, daß wir sie uns auf der Photokina mal genauer ansehen werden.

Dazu braucht man noch Lichtformer (z.B. eine Softbox), ein Stativ, einen Funkauslöser, eventl. einen Belichtungsmesser. Zusammen mit einem Reflektor sollte man dennoch ein Set für unter 1000 Euro zusammenstellen können. Und mit einem Blitz und einem Reflektor läßt sich schon eine MENGE machen.

Bei der Auswahl der Lichtformer hilft auch mein Buch.

10 Kommentare zu „Die Upgrade-Frage“

  1. Hi, für den Anwendungszweck Fashion Fotografie ist steuerbares Licht vermutlich der größte Hebel, um bessere Fotos zu machen. In meinem Bereich der Konzert- und Eventfotografie habe ich neulich auch eine ähnliche Frage gestellt bekommen und überlegt, was ich machen würde. Mein letztes neues Objektiv ist ein 200mm mit Blende 2 – die Möglichkeiten damit sind überragend. Leider fällt es deutlich aus dem gesetzen Preisrahmen. Genau hinein (zumindest bei Canon) passt aber ein 135mm mit Blende 2, welches deutlich flexibler ist, geniale Gestaltungsmöglichkeiten erlaubt und einen Qualitativ in das Profi-Segment bewegt. Wäre meine Entscheidung, wenn ich die Wahl hätte.
    Markus

    1. Das bei der Konzert- und Eventphotographie anderes gebraucht wird, liegt auf der Hand. Wobei… Ich würde gerne mal einen im Pressegraben mit dem Sunbounce Pro hantieren sehen. 😀

      Danke für Deinen Beitrag/Tipp!

  2. Naja, die 1000$ Frage ist natürlich auch abhängig von dem, wo man in der Fotografie hin will.
    Da es sich hier um deinen Assistenten handelt, liegt es auf der Hand das er in Studio-Technik investiert und auch in diese Richtung gehen will.
    Was mir hier fehlt ist ein passender Hintergrund, und wenn es (für den Anfang) nur ein weißes Rollo oder irgendein Stück Stoff mit passenden Halter ist. Denn ganz ohne ist auch unglücklich (es sei denn er nutzt dein Studio oder zu Hause ne weiße Wand…)

    1. Natürlich ist die Richtung, in die man will sehr entscheidend. Die beschrieb ich aber am Anfang des Artikels auch („mehr Modelphotographie“).

      Der Hintergrund ist sicher nützlich und steht bei ihm auch weit oben auf der Liste, ist aber nicht zwingend nötig.
      Wenn man outddoor photographieren möchte (z.B. in der Nähe von mit Verlängerungen erreichbaren Steckdosen), wenn man ein schöneres Wohnzimmer hat als ich, eine saubere Wand und etwas Abstand dazu oder wenn man an Orten wie Hotelzimmern photographiert – in all diesen Fällen kann man sehr gute Fotos machen ohne Hintergrundsystem. Allerdings nur schwer ohne steuerbares Licht (Reflektor/Diffursor/Blitz).

  3. Also die Elinchrom D-Lites 4it kann ich nur empfehlen. Durchaus nicht nur für Einsteiger!
    Der leichte Mehrpreis zu den Geräten wie Walimex lohnt sich auch sehr deutlich.

  4. So sehe ich es auch. Eine neue Kamera oder ein neues Objektiv lassen die Bilder vielleicht hochauflösender oder schärfer werden… aber so richtig „auf die nächste Stufe“-anders werden die Ergebnisse echt nur mit gutem Licht.

  5. Ich wär auch für Licht – eine Amateurkamera nervt zwar, aber eine Profikamera bietet keine neuen Gestaltungsmöglichkeiten. Und die versteckten Zusatzkosten sind auch nicht zu unterschätzen (größere, schnellere Speicherkarten, je nach Hersteller womöglich sogar Systemwechsel von SD zu CF, mehr Festplattenspeicher, schnellerer Computer, …). Und für 1000 Euro bekommt man sowieso noch keine professionelle Kamera, das heißt man würde sich wieder etwas kaufen, was man dann irgendwann ersetzt und hätte draufgezahlt.

    Lichtstarke und scharfe Festbrennweiten sind aber teilweise recht erschwinglich – ein 50mm f1.8 kann (und sollte) sich jeder leisten. Das ist an Crop-Sensoren recht vielseitig. Kameras und Objektive kann man auch zu fairen Preisen mieten wenn man mal ein größeres Projekt hat und unbedingt mehr braucht.

    Bei niedrigpreisigen Studioblitzen stellen sich mir im Moment die Calumet Genesis als die beste Lösung dar, ich denke ich werde mir demnächst auch ein paar davon anschaffen. Angeblich basieren sie technisch sowieso auf den D-Lites (haben sogar Elinchrom-Bajonett und sind damit kompatibel mit deren Lichtformern, aber auch Walimex-Zubehör gibt es dafür, wenn man sich das antun will). Sie haben aber ander als die D-Lites einen Kühler eingebaut, so dass sie nicht regelmäßig in einen Überhitzungsschutzmodus gehen müssen, und sie sollen von der Farbtemperaturstabilität und von den Helligkeitsunterschieden von Auslösung zu Auslösung her besser sein.
    Die 300 Ws-Variante erlaubt den Betrieb sowohl von der Steckdose als auch mit einem zusätzlich verkauften relativ günstigen und leichtem Akkupack mit wechselbarem und nachkaufbarem Akku (ca. 50 Euro), ist also auch für den Einsatz fernab vom Studio gut geeignet. Es gibt auch noch 200 und 400 Ws-Varianten, aber die sind an Steckdosen gebunden, die gibt es auch im Kit mit Stativen und Schirmen. Die Blitzfolgezeiten sind nicht gerade auf Pro8a-Niveau, aber in Europa schon mal deutlich besser als in den USA mit ihren 110 V. Preislich liegen die Genesis glaube ich sogar ein Stück unter den D-Lites. Ich habe aber selbst leider bis jetzt noch keine Erfahrungen mit ihnen machen können, aber alle Rezensionen sind bisher durchweg positiv und sagen, dass man für sein Geld nirgendwo mehr bekommt als bei den Genesis.

    Ich würde vor allem darauf achten, nichts zu kaufen, was durch einen Aufstieg nutzlos bzw. ersetzt würde, wie z.B. ein lichtschwaches 600 Euro-Tele, das man nach zwei Jahren durch ein 2000-Euro-Tele ersetzt, oder jede Menge Aufsteckblitze, die dann irgendwann alle durch Studioblitze erset würden. Und dieser ganze Strobist-Wahn hat durch die riesige Nachfrage die Preise für gebrauchte Aufsteckblitze so enorm steigen lassen, dass sich das inzwischen gar nicht mehr lohnt, da würde ich gleich in Studiotechnik investieren.

  6. Hi,
    ich hab auch vor kurzem die Grundlage für eine (Hobby-)Studioausstattung geschaffen.
    Ich habe mir das Walimex VC 200 zugelegt und bin für meinen Gebrauch recht zufrieden mit dem Blitz. Gabs mit Stativ und Schirm für knapp über 200 Euro. Funkauslöser ist nicht dabei, da hatte ich aber schon ein Set von Phottix, mit dem ich auch schon vorher meine beiden Systemblitze entfesselt ausgelöst habe.
    Gruß
    Matthias

  7. Pingback: Licht(in)former » Der Assistent spricht: Die 500 €-Frage …

  8. Die Frage die sich jeder Anfänger stellt:

    Einsteiger Kamera + Kit Objektiv
    einfaches Stativ

    so was kauft man als nächstes:
    ein besseres Objektiv mit ordentlicher Lichtstärke 35mm oder 50mm mit 1.4-2.0
    damit kann man schon viel mehr machen.
    Danach würde ich entscheiden:

    viel Fotografien Draussen:
    California Sunbounce Pro Reflektor mit Galgenstativ

    viel Fotografieren Drinnen:
    leistungsstarker Systemblitz mit Galgenstativ und Lastolite Softbox

    beides kommt von den Kosten in etwa aufs gleiche raus. Man muss sich nur entscheiden wo man fürs erste die Priorität setzen will. Den Reflektor kann man auch drinnen benutzen, und die Pro Grösse ist das Standard Arbeitsgerät für fast alles.
    Genauso der Systemblitz mit Softbox, der für draussen für Streiflichter benutzt werden kann.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*