Dieses Blog heißt „Licht(in)former“, weil ich ein besonderes Faible für Blitzlichtfotografie und Lichtformer habe (außerdem finde ich es ein witziges Wortspiel).
Es wird also höchste Zeit, daß auch mal etwas über Lichtsettings hier erscheint. Den Anfang mache ich heute mit einem sehr simplen Set für Lifestyle-Fotografie im Freien („outdoor“).
Das zu erreichende Ziel: Fotos mit eher weicher, relativ natürlicher Ausleuchtung, die Model UND Umgebung gut sichtbar zeigt. Als trennendes Element zwischen Model und Hintergrund soll eher Unschärfe dienen als Schatten. Dennoch soll das Model etwas vom Licht hervorgehoben werden, rein natürliches Licht kommt deshalb nicht in Frage.
Der Himmel war die meiste Zeit bedeckt, die natürlichen Kontraste also eher gering. Um keinen zu unnatürlichen Eindruck zu bekommen, mußte das Blitzlicht somit auch eine weiche Charakteristik haben.
Meine Wahl fiel bei diesem ersten Shooting dieser Richtung auf einen Hensel Porty 12 Lihium, der mit seinem relativ geringen Gewicht von einem Assistenten auch längere Zeit auf der Schulter getragen werden kann.
In eher dunkler Winterstimmung mit dem Ziel große Blende (wenig Tiefenschärfe) ist Leistung eher nach unten hin ein Problem.
Erklärung: Bei starker Blitzleistung, die nicht mehr am Gerät heruntergeregelt werden kann, kann man eine richtige Belichtung nur noch über eine kleinere Blende erreichen.
Das Umgebungslicht hingegen kann -unabhängig vom Blitzlicht- durch die Verschlusszeit stärker oder schwächer in die Gesamtbelichtung einbezogen werden (begrenzt durch die Verwacklungsgefahr auf der einen und die X-Synchronzeit der Kamera auf der anderen Seite).
Der Blitzkopf wurde auf einem leichten (Leuchten)Stativ positioniert. Gegenüber dem Einbeinstativ (mein erster Impuls) hat es nach dem Abstellen den Vorteil, auch ohne ständiges gradehalten eine feste Postion zu haben. Außerdem kann man den Porty mit Tasche einfach ans Stativ hängen, so daß der Assistent auch mal völlig entlastet ist.
(Leider hatte beim Shooting keiner vom Team die Zeit und die Nerven Making-of-Fotos zu machen. Deshalb sind die hier gezeigten dilettantisch nachträglich gemacht. Wenn sich jemand bei mir als Making-of-Fotograf bewerben möchte… Nur zu!)
Als Lichtformer kamen 3 Teile in Frage: eine Softbox, ein Schirm oder ein Beauty-Dish. Der Handhabbarkeit auch in Innenräumen (zum Aufwärmen des Teams – es war saukalt!) wegen hab ich mich für den Schirm entschieden.
In der Praxis zeigte sich, daß das für die Pause im engen Café genau die richtige Wahl war. Beim Shooting selbst war es aber eher eine Qual, da der leiseste Wind den 115 cm-Lichtformer fast zerreisst.
Die einzig brauchbare Lösung war, den Schirm nicht voll ausgefaltet zu verwenden, sondern eingeklappt. Das macht zwar auch etwas härteres Licht (und mehr Lichtverlust), aber das konnten wir in Kaufen nehmen – einen wegfliegenden Porty-Kopf oder brechenden Schirm nicht.
Das Licht sollte trotz allem nicht zu „flach“ sein, deswegen kam das Licht von seitlich vorne statt frontal von vorne.
Die richtigen Kameraeinstellungen ermittelten wir mit einem Belichtungsmesser. Ich verwendete Einstellungen mit Iso 100, Blenden um 2.0-2.8 und wählte die Verschlusszeit so, daß Verwacklungen gerade noch ausgeschlossen waren, aber genug Umgebungslicht auf die Aufnahme kam.
War das nicht möglich, weil das Blitzlicht im Verhältnis zum Umgebungslicht zu stark war, wurde der Blitz runtergeregelt oder notfalls der Abstand zum Model vergrößert.
Das Verhältnis von Umgebungs- und Blitzlicht zeigte mir der Sekonic L-758DR direkt in 10%-Stufen an. Ich arbeitete bei einem Umgebungslichtanteil von ca. 40% bzw. Blitzlichtanteil von ca. 60% – also ganz leicht unterbelichtetem Hintergrund.
Bei den Fotos, in denen das Model in Bewegung war, lief der Assistent mit dem Blitz nebenher und versuchte, Ausleuchtungswinkel und Abstand beizubehalten.
Ich spare mir an dieser Stelle eine Beleuchtungsskizze für den einfachen 1-Licht-Setaufbau – sollte sie jemand vermissen, reiche ich sie aber auf Wunsch nach.
Hier die ganze Serie in Bildern (inkl. einiger Aufnahmen mit indirektem Systemblitz im Café):
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hey cool, von sowas würde ich gerne mehr lesen, möchte mich daran in der zukunft auch mal probieren und bis jetzt habe ich nicht allzu viel darüber lesen können.
etwas störend finde ich allerdings bei den totalen die an oder abgeschnittenen füße. ist vielleicht geschmakssache. ansonsten wirklich toll eingefangen was wichtig war.
Da kann ich mich Robin nur anschließen! Sehr interessant und aufschlussreich 🙂
Wie machst Du das eigentlich wenn das Umgebungslicht zu hell für die gewünschte Belichtung (zB. F2.8 bei 1/250) wird?
Benutzt Du dann Graufilter oder hast Du nen anderen Trick?
Grüßle,
Oli