Jeder Geschäftsmann hat sie und kommt beim Schließen neuer Kontakte gar nicht ohne sie aus: Visitenkarten. Darauf findet man den Namen, die Tätigkeit, Firma und Adresse des jeweiligen Gesprächspartners. Also alles, was man kurz und knapp über ihn wissen muß und wie man ihn erreicht. Nun stell Dir 2 Dinge vor: Zum einen ist das Geschäft dieses Visitenkartenträgers das Fotografiert-werden und zum zweiten triffst Du ihn gar nicht persönlich, sondern hast nur Brief- oder E-Mailkontakt oder sprichst nur mit seinem Agenten. Dann müßte die Visitenkarte, die Du bekommst, dieselben Informationen enthalten, zusätzlich aber noch ein paar mehr.
Genau so ist es bei Models. Neben den angesprochenen Daten interessieren den Fotografen oder Auftraggeber eines Shootings, der die Models aussucht, natürlich noch Angaben zu den körperlichen Attributen und Fotos, die das Äußerliche zeigen und die möglichen Einsatzgebiete des Models in der Praxis beweisen.
Formatfrage
So eine Visitenkarte muß deshalb natürlich auch ein ganzes Stück größer sein, als die bei Geschäftsleuten üblichen, um die ganzen Informationen in erkennbarer Form enthalten zu können. In Deutschland ist das Standardformat für Sedcards, wie die Visitenkarten in Fachkreisen heissen, beidseitig bedrucktes DIN A5. Weniger üblich ist eine auf Hälfte gefaltete A4-große Karte, die dann 4 Seiten für Informationen bietet. Dieses Format gilt nicht zwingenderweise international – so bekam ich vor kurzem von einer englischen Modelagentur etwa A3-große Blätter und ein A4-großes Buch zugesandt. Das dürfte aber eher die Ausnahme sein, denn dieses Format ist nicht gerade handlich – weder für die Models noch die Empfänger.
Sed, nicht Set
Der Name Sedcard kommt nicht, wie oft wohl vermutet, vom Wort „(Film)Set“, deshalb auch die unterschiedliche Schreibweise. Der Name begründet sich mit dem englischen Erfinder der Karten, dem Modelagenturinhaber Sebastian Sed.
Im internationalen Geschäftskontakt könntest Du trotzdem nicht verstanden werden, denn oft wird auch die Bezeichnung „Comp Card“ (composite=zusammengesetzt) verwendet.
Von vorn und hinten Model
Wie sieht so eine Sedcard nun aus? Gehen wir von der am weitesten verbreiteten 2-seitigen Variante aus, findet sich auf der Vorderseite immer der (Künstler-)Name des Models und ein ganzseitiges Kopfportrait, das in etwa bis zur Brust gehen kann. Da dieses Foto der erste „Kontakt“ mit dem Kunden ist, ist die Auswahl dementsprechend schwierig. Augenkontakt wird von manchen Agenturen und Kunden bevorzugt, ist aber nicht zwingend notwendig.
Die Rückseite enthält wichtige Daten wie die Körpergrösse, Konfektion, Maße (Brust, Taille, Hüfte), Schuhgröße, Haarfarbe (und eventl. -länge) und die Augenfarbe. Ich persönlich bin auch ein Fan der Angabe des Geburtsjahres – das ist aber nicht immer zu finden. Außerdem findest Du dort die Kontaktdaten des Models oder, bei Agenturvertretung, die der Agentur.
Die Bildanzahl auf der Rückseite variiert ein wenig, Agentur-Chef Patrick Glöckner von Amaze Models plädiert allerdings für 4 als optimale Anzahl. Mit ihm sprach ich auch über die Art der Fotos, die dort zu finden sein sollten. Natürlich variieren diese ein wenig je nach Einsatzgebiet und Erfahrung des Models. Vielseitigkeit ist aber auf jeden Fall Trumpf. So sollten die Bilder idealerweise auch von verschiedenen Fotografen stammen, wenn möglich.
Gefragt sind ein „Headshot/Face“ (eine Großaufnahme des Gesichtes), ein „casual“ oder „lifestyle“ (wesentliches Merkmal: Natürlichkeit, Lachen), ein „body“ (das Haut und Körper gut erkennen lässt), eventuell ein „editorial“ (eher ernstes Bild wie in Zeitschriften), ein Wäsche-Bild oder Aufnahmen von bereits erfolgten Veröffentlichungen.
Vom warum und woher
Sedcards gehören zu den absolut notwendigen Repräsentations-Utensilien eines Models, neben dem Modelbook und Polas. Agenturen stellen sie in „Modelwänden“ aus, auf denen der Kunde vor Ort direkt jemanden aus der Masse auswählen kann. Allerdings sind heute in der Praxis der Kontakt per E-Mail und Telefon viel häufiger und Sedcards werden virtuell als Galerie oder pdf per E-Mail zugestellt.
Die Kosten für die Sedcard und vor allem für die Bilder wurden früher normalerweise von den Agenturen übernommen und mit den ersten Einnahmen verrechnet. Heute wird an dieser Stelle oft gespart und es wird vom Model erwartet, bereits bei der Bewerbung professionelle Bilder mitzubringen. Die Kosten sind dann natürlich vom Model selbst zu tragen. Dennoch solltest Du als Model daran nicht sparen, denn die Qualitätsanforderungen sind mindestens genauso hoch wie früher und nur ein sehr guter Fotograf kann diese erfüllen – und schließlich hängt davon auch ab, wie gut Deine Chancen auf Aufträge sind!