Angesichts des letzten Blogbeitrags (Setting & Shooting zum Thema Lifestyle) finde ich es passend, auf die Unterscheidung von Lifestyle-Bildern und Portraits einzugehen.
Wie oft in der Fotografie liegen die beiden Bereiche bisweilen durchaus eng zusammen und sind schwer unterscheidbar.
Der Unterschied, der sich dann auch auf den Bildern zeigt, liegt wie oft in der Herangehensweise und dem Ziel des Shootings.
Lifestyle-Fotografie gehört zu dem, was ich „kommerzielle Fotografie“ nenne und ist das „täglich Brot“ bei Werbeagenturen. Bei kommerzieller Fotografie geht es immer im weitesten Sinne darum, etwas zu verkaufen. Das kann ganz direkt die Bewerbung eines konkreten Produktes sein, aber auch sehr indirekt das „Verkaufen“ einer bestimmten Stimmung oder eines Images oder eben Lebensgefühls, das dann mit einem Produkt oder einer Marke verknüpft wird. Dabei sollte es immer möglichst natürlich und „leicht“ wirken – was die Verwechslungsgefahr mit Portraits erhöht. Lifestyle kann deshalb auch eine Unterkategorien von z.B. Fahion-Fotografie sein (mehr dazu steht in meinem Buch „Fashion-Fotografie“).
„Kommerzielle Fotografie“ bedeutet aber deshalb nicht, daß das nur von Berufsfotografen fotografiert werden kann oder immer ein Aufttraggeber dahinter stehen muß. Natürlich können auch Hobbyfotografen Lifestyle-Fotos machen oder Berufsfotografen freie Produktionen in diesem Bereich anfertigen. Wichtig ist dabei nur, trotzdem den beschriebenen richtigen „Blickwinkel“ einzubringen, um den typischen „Look“ von Lifestyle-Fotos auch zu erreichen. Ein Model, das bereits Erfahrung (z.B. mit Posing) in diesem Bereich hat, ist da von unschätzbarem Wert und vereinfacht das Erreichen des Ziels um ein Vielfaches!
Portraits hingegen sind was ich „persönliche Fotografie“ nenne. Bei Portraits geht es immer um die Person bzw. Persönlichkeit des Abgebildeten. Hier geht es um ehrliche, unverkrampfte Fotos, die eine Person ohne Schauspielerei so zeigt, wie sie ist. Dabei muß übrigens ganz und gar nicht nur das Gesicht zu sehen sein (es muß GAR NICHT zu sehen sein), wie die meisten denken – auch wenn das wohl meist der Fall sein wird.
Aufnahmebereich ist nicht gleich Bildausschnitt (Vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Portrait). Das was die meisten für ein Portrait typisch finden, sind eigentlich Bildausschnitte wie „Kopfbild“ oder „Schulterstück“.
Analog zur „kommerziellen Fotografie“ gilt auch für die „persönliche“, daß diese natürliche ebenfalls kommerziell verwertet sein kann. Aktuell sind fast alle Portraitsessions, die ich mache, bezahlte Aufträge von Privat- oder Businesskunden (Angebote: http://www.mehr-als-sehen.de).
Auftragsarbeiten kann ich hier natürlich nicht zeigen.
Zusammengefasst: Portraits sind Fotos einer Person inkl. derer Persönlichkeit, Lifestyle sind Fotos zur Vermittlung eines Images, Gefühls, einer Stimmung oder zur konkreten Bewerbung eines Produktes. Lifestyle ist also von der Herangehensweise her wesentlich globaler und das Model steht nicht primär im Mittelpunkt der Aussage. Das muß vom Fotografen beachtet und verinnerlicht werden, ebenso wie vom Model.
Das heißt übrigens nicht, daß eine Lifestyle-Strecke nicht auch ein paar Portraits beinhalten kann.
Hallo Michael, schon interessant, der Artikel. Die fc macht es einem auch nicht immer leicht, wenn man ein Bild aus dem Bereich People-Fotografie einstellen möchte.
Oh ja, da kann ich ein Lied von singen. Vor einiger Zeit hatte ich eine Diskussion mit Ihnen über „Beauty“, daß die bei Fashion eingeordnet haben (wtf?). Am Ende wollte man es ändern, hat es aber bis heute nicht getan.
Ich stimme Micha soweit zu. Was mir aber oben noch fehlt, ist die Aktion. Ein Lifestyle-Bild zeichnet sich oft dadurch aus, dass es eine Aktion, eine Handlung zum Inhalt hat und somit auch einen Kontext schafft. Dabei steht auch meist die Handlung vor der Person, die also zweitrangig, fast unwichtig wird und nur der Ästhetik dient. Als Fotojournalist komme ich oft in Situationen, in der ich eine Person nicht erkennbar zeigen darf, aber die Aktion zeigen muss. Das Portrait hingegen lebt von der gezeigten Person. Manchmal gibt es Überschneidungen, zeigt das Portrait eine handelnde Person. Hier die Balance zu finden ist die Kunst.
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Die Lifestyle Fotografie ist wie ich finde, einer der am schwersten zu definierenden Bereiche in der Fotografie. Habe das auch mal vor einer Weile versucht aufzuschlüsseln (im Link). So richtig ist das ganze aber immernoch nicht zu fassen. Danke für Ihre Zusammenfassung.
Lifestyle Fotografie soll in meinen Augen ein Lebensgefühl vermitteln. Das ganze wird dadurch schwierig, dass sich die Bildsprache an das Bauchgefühl des Betrachters wendet. Damit entzieht sich die Lifestyle Fotografie weitestgehend einem simplen Zugang.
Hi,
sehr interessanter Artikel, toll erklärt. Meine Frage ist, was ist der Unterschied zwischen Lifestyle, Fashion und High Fashion? Das ist mir noch nicht so ganz klar.
GlG Franzi
Wir wollen Familienfotos machen lassen. Sowohl einzeln als auch zusammen. Wir wussten nur noch nicht, welchen Stil wir wählen wollen. Ich denke, es werden Portraitaufnahmen, da es bei diesen um die Persönlichkeit des Abgebildeten geht.