Die Studio(blitz)fotografie ist tot! Ein Hilferuf.

Muß in der Überschrift ein „?“ ergänzt werden? Ich brauche Euer Feedback, um der Antwort darauf näher zu kommen.

Seit Jahren ist die Blitz- und Studiofotografie meine Leidenschaft und mein Spezialgebiet. Ich habe Blogartikel dazu geschrieben, in 2 Büchern gehört es zu den zentralen Themen (eines ist explizit als Leitfaden für Einsteiger in die Studiofotografie auf wenig Raum gedacht) und auch für Fachmagazine habe ich mehrere Artikel geschrieben, manchmal Tests, manchmal eher Lehrstoff.
Diese Themen dort unterzubringen war alles andere als leicht.

Kaum was in den Magazinen

Studiofotografie oder Blitzfotografie, so wird mir immer wieder gesagt, interessiert kaum Leser. Die meisten arbeiten nur mit Available Light oder maximal günstigen Aufsteckblitzen. Lichtformer? Totales Nischenthema. Ich bin bisher damit gescheitert, ein Thema dazu anzubringen.
Die Studiobranche ist (wie die Fachmagazine) in der Krise, die Absatzzahlen sinken. Die Marketingabteilungen sparen mit Investitionen. Finde ich einen fatalen Fehler, habe ich doch irgendwo (war es vielleicht in meinem Studium mit BWL-Schwerpunkt?) einmal gelernt: „Wer nicht wirbt, der stirbt!“

Kein Geld für Studioblitze?

Ja, immer wieder scheint es mir, als habe die Fotografie in Deutschland generell keinen sehr hohen Stellenwert, verglichen mit so manch anderen Ländern in Asien, dem Vereinten Königreich oder den USA. Aber Interesse ist ja doch da, das kann man nicht übersehen. Geld wird für Fotografie auch ausgegeben, die xte Diskussion über eine neue 4000 Euro-Kamera oder ein 2500 Euro-Objektiv zeigt das.

In Studiofotografie (oder Blitzfotografie) wird aber sehr viel weniger und seltener investiert. Im Kapitalismus aber sind Investitionen entscheidend, die „Wahl mit der Brieftasche“ hat hohes Gewicht. Das gilt auch für die Presse. Obwohl die INHALTE der Magazine sehr viel weniger von den geschalteten Anzeigen und ähnlichem abhängig sind, als die meisten unterstellen, sind die THEMEN durchaus sehr abhängig davon.
Warum sollte ein Magazin einen Artikel genehmigen (und bezahlen), wenn es anscheinend kaum Nachfrage der Leser danach gibt und kein Hersteller Interesse hat, Anzeigen dazu zu schalten (weil die Produkte eh wenig nachgefragt werden)?

Ein Teufelskreis

Mit Brancheninsidern habe ich über die letzten Jahren schon öfter darüber gesprochen, dass das eine selbsterfüllende Prophezeiung und ein Teufelskreis ist. Bewusstsein und Interesse lässt sich nur schaffen, wenn man auch darüber schreibt und dafür wirbt. Darüber geschrieben wird aber erst, wenn es Interesse gibt.
Ja, hier haben die Hersteller und Marketingabteilungen versagt. Aber vielleicht auch wir Leser und Interessenten.

Oder kann ich gar nicht „wir“ schreiben?

Gibt es außer mir kaum noch jemanden da draußen, der sich für Studio- und Blitzfotografie interessiert? Ist das Thema tot? Wenn es das noch nicht ist, wird es das bald sein, wenn die Interessenten nicht bald aufstehen und sich bemerkbar machen.
Den Anfang könnt Ihr hier in meinen Kommentaren machen. Vielleicht finden wir dann auch gemeinsam weitere Wege, uns Gehör zu verschaffen. Damit das Thema NICHT stirbt, falls es aktuell noch Puls hat.

5 Kommentare zu „Die Studio(blitz)fotografie ist tot! Ein Hilferuf.“

  1. Migel, mein Vorbild und Mentor. Es gibt Bereiche da ist Studio 1000% ein Muss. Die Lichtführung macht das Bild. Wir fotogafieren Licht! (Photonen) und wo der Zufall wenig Platz hat, werde Licht. Blitzlicht um genau zu sein. Wiederholbarkeit, Farb- und Helligkeitskonstanz sind wichtig bei Klamotten, Schmuck am Modell), etc. Sogar Leuchten sind manchmal hilfreich, aber Blitz ist im Zusammenhang mit Menschen die Königsklasse.

    1. Ich bin vollkommen Deiner Meinung, erkenne aber eben eine erschreckende Tendenz zum Verfall in diesem Bereich. Aller-allerhöchste Zeit, da mal drüber zu reden – bevor es nichts mehr zum drüber reden gibt.

  2. Also ich liebe blitzen, immer noch. Und für den Bereich, wo ich am meisten Bilder mache, geht es auch ohne Blitz nicht. Warte… Oder doch?

    Aber von vorne. Studioblitzköpfe habe ich reichlich, alles günstiger Krams, funktionieren aber alle gut. Aufsteckblitze besitze ich noch mehr, die Dinger habe ich mal sehr geliebt, Outdoor oder on Location noch immer meine erste Wahl.

    Trotzdem liebe und nutze ich inzwischen fast nur noch Ein-Licht-Settings, so liegt das meiste von den Zeugs eher rum und staubt voll.

    Dann habe ich mir, einfach um Erfahrungen zu sammeln und weil ich es auch für Video und Teammeetings ganz hilfreich finde, ein LED-Dauerlicht gekauft, schön mit Bowens Anschluss, 60 Watt hat das Teil, also eher schwach.

    Und was soll ich sagen, diese moderne LED 60 Watt Funzel reicht, um inkl. 80cm Softbox bei Blende um 4 und unter ISO800 zu bleiben. Und das macht echt Spass, dann so zu fotografieren. Dem Ergebnis sieht man es nicht an, die ISO 800 stellen bei modernen Kameras auch kein Problem dar.

    Ich glaube tatsächlich, Dauerlicht wird Studioblitze bei vielen ersetzen, dass macht schon deshalb Sinn, weil eben auch für viele Video ein Thema ist, sei es nur für ein gelecktes Making of Video für Instagram.

    Aussterben werden Studioblitze sicher nicht, aber der große Hype ist vorbei. Ich glaube tatsächlich, dass die üblichen Fachmagazine damit nur wenige Leser ansprechen würden.

    1. Ich sehe LED-Licht zwar noch immer nicht als vollwertige Blitz-Alternative (vor allem wegen weniger Ausbeute, Blendproblemen bei Menschen und Farbspektrum), kann mir aber durchaus vorstellen, dass sie in nicht allzu ferner Zukunft eine oft sinnvolle Alternative sind. Ich zähle aber auch die in die genannte Kategorie. Eigentlich betrifft es gefühlt alles, was mit gezielter Beleuchtung zu tun hat. Wenn z.B. kein Interesse am Testen von Softboxen bei Magazinen besteht, und durch die wenige Präsenz keines beim Leser, und dadurch keines bei den Magazinen…. Dann finde ich das problematisch.

      P.S.: Ich fand nicht, dass es je einen „großen Hype“ um Beleuchtungssetzung gab. Anders als z.B. für bestimmte Festbrennweiten. Angesichts der Bedeutung von Licht für die Fotografie war die Aufmerksamkeit früher allerhöchstens „angemessen“ und ist nun weit unter dem sinnvollen Maß. IMHO!

      1. So knapp vor 10 Jahren waren doch Portysysteme auf einmal sehr in. Alles wurde bei Blende 8 gegen die pralle Sonne fotografiert. Ich fand schon, dass das ein Hype war. Etwa zur selben Zeit konnten die üblichen „coolen Kids“ der Social-Media-Parallelwelt doch reichlich Geld mit „Blitzen im Studio“ Workshops mitnehmen. Aber ja, dann kam irgendwie Sigma Art 1,4 35mm und 50mm und innerhalb von Monaten war available Light der neue heisse Schei….

        Zum Farbspektrum so einer LED Funzel kann ich gar nichts sagen, für meine Portraits ist das glaube ich auch eher unwichtig. Tatsächlich finde ich aber, dass die LED Funzel für recht ansehnliche Hauttöne sorgt. Und was das Blenden angeht, daher habe ich mit 60 Watt angefangen. Stressfrei gucken muss man schon noch können. Das klappt aber gut, würde schätzen, so 100 – 150 Watt gehen auch noch klar.

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