Ich bin ein ganz schlimmer Verräter. Ein Ketzer. Ein Verächter der eigenen Möglichkeiten. Echt jetzt.
Das schlimmste aber dürfte sein, daß mich das nicht im geringsten stört – im Gegenteil, ich empfinde sogar teuflische Freude beim Gedanken daran, daß andere aufregen könnte, was ich tue.
Wovon ich die ganze Zeit rede? Vom Vollformat und dem großen Sucher. Den, den ich nicht nutze.
Jetzt aber genug der Rätzel und zum Kern der Sache: Ich habe auf meine 5D eine „Okkularverlängerung“ EP-EX15 von Canon montiert. Und darauf dann auch noch (um den Skandal perfekt zu machen) die Augenmuschel der EOS 450D (die der 5D ist nämlich zu groß).
Warum das so eine Ketzerei ist? Weil der/die/das EX15 nicht nur das Sichtfenser des Suchers nach hinten verlegt, und damit mehr Platz zwischen Gesicht und Kamerarückseite schafft. Das dürfte ja für jeden positiv sein. Nein, EX15 verkleinert das Sucherbild auch um 30%!
Und da liegt die Blasphemie: Während sich doch viele Photographen Vollformat-Kameras auch wünschen oder kaufen, weil man dann „endlich wieder einen gescheiten, großen Sucher hat“, kaufe und verwende ich ein Bauteil, welches genau das wieder einschränkt. Und das mit voller Absicht.
Ich möchte ein Bild mit einem Blick in voller Gänze erfassen können, um zu sehen, ob Kopfhaltung und Fußstellung meines (Ganzkörper-)Modells auch zur gleichen Zeit zusammenpassen. Der große Sucher zwang mich aber oft, mit dem Auge darin umherzuwandern, bis ich alle relevanten Informationen erfasst hatte. Diese Beschränkung möchte ich nicht mehr, ich möchte wieder instinktiv in Bruchteilen von Sekunden entscheiden können, ob ich abdrücke oder nicht. Deshalb EX15. Da es MEINE Kamera ist und ICH die Fotos schieße, muß ich auch entscheiden, wie und mit was ich arbeiten möchte. In diesem Fall: Mit einem kleineren Sucherbild.
Und jetzt wird’s paradox: Ich habe meine Entscheidung getroffen und bin glücklich damit. Dennoch würde ich gern von Euch lesen, was Ihr dazu meint oder ob Ihr schon vielleicht schon in ähnlichen Situationen wart, wo es also hieß: „I don’t f…. care what the others say!“
Kurz gesagt: Schreibt mir einen Kommentar! 😉
Ich finde Deinen Gedanken, der hinter diesem kleinen „Umbau“ steckt, interessant und sicher auch empfehlenswert. Auch wenn viele jetzt sagen werden – da kauft sich einer eine Vollformatkamera und verkleinert das Sucherbild….
Ob es so eine Okkularverlängerung auch für Nikon Kameras gibt?
PS: Hast Du meinen Fragen fürs Interview bekommen?
Ich seh da kein Problem drin – mich überrascht eher, dass du da so ein Drama von machst 🙂
Meine Vollformatkamera hab ich aber auch nicht für das Sucherbild gekauft, sondern für die Bildqualität und die kürzeren Brennweiten. Bei den Leuten, die sich über das Sucherbild einer Kamera beschweren, hab ich immer eher das Gefühl, sie suchen verzweifelt Gründe, sich eine teurere Kamera zu kaufen 🙂
Hey Sam,
Das „Drama“ war humorvoll gemeint und um den echten Dramatikern zuvor zu kommen. 😉
Ich photographiere auch nicht wegen des Suchers Vollformat (und darum ging’s eig. auch nie) sondern mir gings auch hauptsächlich um die Brennweiten.
Vollformat war auch mein Grund, warum ich die 5D gekauft habe!
Sollte mir das Ding mal ansehen und gucken ob ich es besser finde…
Danke für den Tipp!
Pingback: browserFruits: Das Fotografie Special | KWERFELDEIN | Digitale Fotografie
ja jedem seins, oder? 😀
ist doch ein guter gedanke dahinter
Hm, interessanter Hintergrund und die Logik kann ich nachvollziehen.
Ich persönlich bin da aber eher in die andere Richtung unterwegs. Mir ist das Sucherbild noch zu klein (an der 5DII), weshalb ich mir demnächst eine Sucherlupe mit +20% Vergrößerung zulegen möchte. Ob das dann besser ist oder nicht, kann ich noch nicht beurteilen. Gründe (vor allem kann ich nicht beurteilen, ob ein Bild scharf ist oder nicht) und Ergebnisse gibt´s dann bei mir im Blog. Wird aber noch dauern.
Auf jeden Fall: Wenn es dir jetzt mit der Entscheidung besser geht – why not?
Interessant, ich habe das auch mal gemacht, mich aber dann immer wieder über die schlechte Qualität des Glases im EX15 geärgert, insbesondere weil das Sucherbild sehr stark tonnenförmig verzerrt worden ist. Das mag bei Portraits egal sein, mich hat es aber bei Architekturaufnahmen doch gestört.
Das nutzt Du dann so aber nur bei der Portraitfotografie oder machst Du sonst keine Bilder oder nur Details? 😉
@Fotoquip: Warum sollte ich das nur bei manchen Bildern nutzen? Und warum sollte das grade bei Portraits und Details nützlich sein? Ganz im Gegenteil! Wie ich im Artikel schrieb, finde ich es besonders nützlich bei Ganzkörperaufnahmen. Ich kann so mehr Details erfassen, ohne das Auge zu bewegen.
Wenn ich Interieur-Editorials fotografiere (was Parallelen zu Architektur hat), stört es mich meist auch nicht, weil ich die 99% in Live View mache.
Was bei Martins Einleitung zum Link etwas falsch verstanden werden könnte (vll. führte das zu der Frage): EX-15 gibt mir keinen Ausschnitt aus dem Bild oder ähnliches – das Sucherbild wird einfach nur um 30% verkleinert dargestellt. Und das beste ist: Man kann das Ding auch einfach wieder abnehmen, wenn man will.