Folgende Rezension stammt von meinem 1. Assistenten Anton:
In diesem Review geht es um das Buch „Der Hochzeitsfotograf“ vom Stilpiraten Steffen Böttcher. Ich hatte das Buch schon vor einiger Zeit durchgelesen, widersetzte mich aber lange MiGels Überredungsversuchen einen Review zu schreiben.
Ich habe mit der Fotografie an sich zwar schon viel Erfahrung, insbesondere mit People-Fotografie, aber an Hochzeitsfotografie habe ich mich bisher nicht herangetraut.
Getreu dem Motto: „Wenn man etwas macht, dann bitte gleich richtig“ widmete ich mich dem Buch, auf der Suche nach dem richtigen Weg zu guten Hochzeitsfotos.
Das Buch beschreibt ausführlich den Weg des Stilpiraten, wie er aus seinen semiprofessionellen Ambitionen ein profitables Geschäft gemacht hat.
Zunächst einmal ein paar technische Fakten zum Buch:
Kosten: 9€
Seiten: 74
Format: eBook / PDF
Es fällt sofort auf, dass der Preis von 9€ recht günstig ist. Es fällt auch auf, dass es „nur“ 74 Seiten hat.
Da stellt man sich natürlich die Frage: „74 Seiten? Ist das Thema denn genauso ausführlich behandelt, wie in einem 200-Seiten Fachbuch?“
Bevor ich diese Frage beantworte, möchte ich vorher auf eine weitere, viel wichtigere eingehen: „Welche Zielgruppe spricht das Buch an?“
Meiner Ansicht nach ist das Buch definitiv für fortgeschrittene Fotografen geschrieben. Man muss zumindest das Handwerk des Fotografen (also die technische Seite) bereits beherrschen, und einige Erfahrungen mit People-Fotografie gemacht haben, um die Leitsätze und deren essentielle Wichtigkeit zu verstehen oder aus den zahlreichen Geschichten zu lernen.
Vergebens sucht man Skizzen für Lichtsetups, oder Anleitungen welche Einstellungen man wo wählen muss, um garantiert ein tolles Foto zu bekommen. Wie schon erwähnt, sein Handwerk sollte man bereits beherrschen und mit der Technik in jeder Situation zurecht kommen. Fotografieanfänger wären mit der Thematik wohl ohnehin überfordert.
Unter diesem Aspekt kann man die vorige Frage ganz ruhig mit einem „Ja! Es ist ausführlich genug beschrieben!“ beantworten. Die 74 Seiten sind keineswegs zu wenig, sie sind eher genau richtig! Ich finde es sogar sehr angenehm, dass nicht jede Kleinigkeit erklärt und ein bestimmtes Wissen vorausgesetzt wird. Dadurch liest sich das Buch viel flüssiger und man kann sich eher auf das Wesentliche konzentrieren!
Was erwartet den Leser:
Zunächst werden einige Grundsätze geklärt. Wo steht man, fotografisch gesehen, wo will man hin und warum überhaupt Hochzeitsfotografie? Dann gibt’s detaillierte und hilfreiche Tipps zum Aufbau des Business. Worauf muss man besonders achten? Wo gibt es Fallstricke und was tun, wenn’s hakt? Danach kommt auch schon das Kernstück des Buches – die 3 Säulen der Hochzeitsfotografie: Vorbereitung, Durchführung und Nachbearbeitung.
Vorbereitung:
Das Kapitel beschreibt ausführlich welche Arbeiten anfallen, bevor man überhaupt eine Kamera in die Hand nimmt. Von der ersten Anfrage über Kalkulation, Vertrag, Vorgespräch bis hin zur Locationwahl und Probeshooting wird hier alles sehr genau erläutert. Es wird auch erklärt, warum nicht nur der Fotograf was vorbereiten muss, welche Pflichten der Kunde hat und wann man lieber die Finger vom Auftrag lassen sollte.
Durchführung:
Hier wird sehr detailliert geklärt, worauf man bei einer Hochzeit achten muss. Welche Gefahren lauern einem Fotografen auf der Hochzeit auf, und wie geht man damit um? Was tun, wenn’s regnet? Was sind Schlüsselereignisse, und wo ergeben sich „in der Regel“ die schönsten Motive? Steffen erzählt hier zu jeder Situation eine Geschichte aus seiner bisherigen Erfahrung. Es ist das umfangreichste und ausführlichste Kapitel. Die Informationsdichte ist hier so hoch, dass ich einige Passagen mehrmals lesen musste um wirklich alle Informationen zu erfassen. So wird man z.B. im Nebensatz auf die Problematik von Zuschauern während des Brautpaar-Shootings hingewiesen, oder kriegt ganz nebenbei die störende Wirkung des Auslösegeräusches in der Kirche verdeutlicht. Es ist wirklich kein Wort zuviel. Zudem ist es noch so packend geschrieben, dass man sich in jede einzelne Situation hineinversetzen und die Probleme fast schon nachfühlen kann. Ich habe daraus unheimlich viel gelernt, und hoffe nur dass ich es alles auch umsetzen kann!
Nachbearbeitung:
Die Nachbearbeitung fällt eher spartanisch aus, es geht hier um grundsätzliche Dinge, die man durchaus auch auf andere Bereiche übertragen kann. Auswahl der Bilder, RAW-Konvertierung und Bereitstellung der Fotos sind Sachen, die in jedem Fotografie-Bereich Anwendung finden. Aber das Buch hieß ja auch „Hochzeitsfotograf“ und nicht „Hochzeitsphotoshoper“ 😉
Abgerundet wird das Ganze mit ein paar abschließenden Tipps & Tricks, und einigen guten Ratschlägen für die Zukunft.
Fazit:
Alles in allem finde ich das Buch absolut wertvoll und lehrreich. Dabei ist es unterhaltsam und gut verständlich geschrieben, fortgeschrittenen Leser vorausgesetzt. Mit fortgeschrittenem Leser meine ich hier die Fähigkeit seine Stärken und Schwächen einzuschätzen und die teils stark subjektiven Lösungsansätze auf die eigene Arbeitsweise zu übertragen. Das führt mich auch zum einzigen, aber gewichtigen Kritikpunkt:
Eine sehr starke, subjektive Prägung des Buches. Das äußert sich darin, dass die meisten Lösungswege ein „Ich mach das dann so:“ enthalten. Es ist an sich natürlich nicht verkehrt, aber es setzt einen Fotografen mit den Fähigkeiten und Talenten eines Stilpiraten voraus. Es ist zwar schmeichelhaft, dass Steffen diese Fähigkeiten beim Leser annimmt, aber es wird in den wenigsten Fällen tatsächlich so sein. Alternative Lösungsvorschläge, für den Fall dass die „Ich mach das so“ – Lösung nicht möglich ist, sind rar gesät. Ebenfalls vorausgesetzt sind einige regional- und gesellschaftsbedingte Faktoren. Das was in und um Hamburg gut funktioniert, wäre in anderen Regionen entweder gar nicht, oder nur eingeschränkt möglich. Auch hier wäre es wünschenswert mehr Alternativen zur Auswahl zu haben, so muss man sich mit „Sei kreativ“ begnügen. Das ist zwar nicht falsch, aber nunja…es stellt eben einen hohen Anspruch an den Fotografen 😉
Für ambitionierte Hochzeitsfotografen ist das Buch eine Empfehlung wert, vorausgesetzt man ist kein Fotografie-Anfänger mehr. 😉
Hört sich gut an. Tendiere dazu es runterzuladen 😉 Wobei mir Bücher in gedruckter Form eigentlich immer lieber sind…