In der Serie „must-have“ geht es darum, was ein People-Fotograf unbedingt an Ausrüstung braucht oder zumindest haben sollte – vor allem, wenn er gerade einsteigt, aber große Ambitionen hat. Zunächst lege ich den Schwerpunkt dabei auf Studiofotografie, erweitere das aber im Folgenden vielleicht noch um andere Einsatzgebiete. Das das alles aus meiner eigenen Sicht ist und Ihr/wir gerne in den Kommentaren darüber diskutieren können, dürfte klar sein. 😉
Zum Thema Blitz könnte ich locker mindestens ein ganzes Buch schreiben (ich hab’s ja auch fast getan) und Diskussionstoff gibt es da auch zu Hauf. Deshalb setze ich hier mal voraus, daß Ihr Euch auch für gezielte Lichtsetzung mit aktiven Leuchtquellen interessiert (und nicht nur „available light“ fotografieren möchtet).
Außerdem verweise ich auf meinen 2teiligen Gastartikel beim Kollegen Michael Kirchner. Dort ging ich auf Ausstattungsmerkmale und Kaufkriterien bei Studioblitzen ein.
Hier geht es um ein paar andere Fragen. Die erste ist: Muß es ein Blitz sein?
– Nein, muß es nicht. Nicht zwangsläufig.
Bei Filmproduktionen setzt man aus naheliegenden Gründen auf Dauerlichtlampen.
Die bieten den Vorteil, dass das, was man mit den eigenen Augen sieht auch weitestgehend das ist, was auf der Aufnahme landet.
Es hat aber auch schwerwiegende Nachteile. Dauerlicht blendet dauerhaft die Akteure, ist relativ dunkel (im Vergleich zum Blitz), verbraucht VIEL Strom und wird verdammt heiß (worunter Material und Akteure leiden). Nun ja, das ist nicht die GANZE Wahrheit. Es gibt auch Lampen, die einige dieser Nachteile nicht haben. In der Regel haben sie dafür andere: z.B. ein Farbspektrum, daß sich für Fotoaufnahmen nur begrenzt eignet. Oder einfach sehr hohe Preise.
Dauerlicht ist deshalb für die meisten People-Photographen keine dauerhafte Lösung (was für eine ironische Formulierung…). Natürlich gibt es wie immer Ausnahmen. Viele dieser Ausnahmen sind ehemalige Beleuchter aus der Film- oder Fernsehbranche.
Übrig bleibt damit derzeit nur Blitzlicht. Die nächste Frage kann nun lauten: Muss es ein Studioblitz sein?
– Nein, nicht zwingend.
Die große Strobisten-Gemeinde beweist, daß man auch mit Systemblitzen (a.k.a. Aufsteckblitzen) eindrucks- und wirkungsvoll beleuchten kann.
Mit diesem Ziel sind diese Blitze allerdings nicht entwickelt worden. Sie haben einen eingebauten Reflektor, dessen Hauptaufgabe hohe Lichtausbeute, nicht optimale Lichtqualität ist. Ein anderes Ziel dieser Klasse ist im allgemeinen die möglichst einfache Benutzung, weshalb sie ausgeklügelte Automatiken mitbringen. Das treibt den Preis gewaltig in die Höhe (auch hier gibt es natürlich wieder Ausnahmen wie alte Blitze oder neuere Produkte ohne Automatiken). Keines dieser Geräte wurde für einen Einsatz abseits der Kamera entwickelt, weshalb auch für den „entfesselten“ Einsatz wieder Adapter notwendig sind.
Strobist-Lösungen sind daher, das wird wohl niemand ernsthaft bestreiten, immer mehr oder minder professionelle Bastellösungen. Das muss nicht per se etwas schlechtes sein, gilt es aber zu bedenken.
Man muss Wege finden, die Aufsteckblitze anders zu nutzen, als es das ursprüngliche Konzept vorsieht und kämpft damit gegen die Beschränkungen. Dazu gehören die (relativ) geringe Leistung, das fehlende Einstelllicht & akustische Signal, der fixe Reflektor (der hartes Licht produziert) und bei höheren Leistungseinstellungen recht lange Ladezeiten.
Dem gegenüber stehen allerdings auch ein paar interessante Vorteile: Sehr geringes Packmaß, geringes Gewicht, steckdosenunabhängiger Betrieb und unter Umständen günstiger Preis (was allerdings nur für Geräte ohne moderne Automatiken gilt und wobei alle Zubehörteile bedacht werden sollten).
Hat man sich nun für die Bequemlichkeit, Leistung und Möglichkeiten eines Studioblitzes entschieden, tauchen neue Fragen auf. Eine der am häufigsten gestellten: Wie viele Blitze brauche ich?
– Die Frage lässt sich natürlich nie eindeutig beantworten. Da es sich hier aber um einen „must-have“-Artikel handelt, lautet die Antwort simpel: 1.
Mit einem Blitz lassen sich schon viele verschiedene, professionell aussehende Fotos erschaffen. Zudem hilft die Arbeit mit diesem reduzierten Equipment, Licht und seine Wirkung zu verstehen und beherrschen zu lernen. Vor allem lernt man schnell, was leider viele Anfänger nicht verstehen und ich fast zu einem „Leitkredo“ erhoben habe: Schatten ist nicht der Feind!
Ein Hinweis noch zur Auslösung des Blitzes: Heutzutage haben schon günstige Blitze Funkempfänger eingebaut. Mit dem umständlichen und anfälligen Synchronkabel oder Infrarot zu arbeiten, ist deshalb in den meisten Fällen wirklich nicht nötig. Achtet beim Kauf des Blitzes darauf, das ein Empfänger eingebaut und ein Sender mitgeliefert ist, oder kalkuliert beides gleich als externe Geräte mit ein. Das spart viel Ärger und Nerven.
Die besseren Blitzgeräte (wie die meisten neuren Hensel, Profoto, Elinchrom etc.) haben sogar schon Fernsteuermöglichkeiten per Funk. So könnt Ihr nicht nur auslösen, sondern auch die Leistung oder das Einstelllicht regeln. Ein durchaus nützliches Feature, über das man nachdenken sollte.
Hat man sich für einen Studioblitz entschieden, kann man immer noch nicht mit dem professionellen Beleuchten anfangen. Benötigt wird noch ein Lichtformer. Nur welcher?
– Am meisten in Sets verkauft werden Schirme und kleine Softboxen, alternativ kann man aber alle Lichtformer dazu ordern, die man möchte (was aber meist teurer kommt). Für den Anfänger i.d.R. leichter zu handeln ist weiches Licht, weshalb Metallreflektoren erst mal eher weniger in Frage kommen (Ausnahme je nach Hersteller: Beauty Dish).
Vorsicht aber vor Lichtformern mit sehr großer Streuung, wie sie Schirme und große Softboxen haben. Die Streuung macht die gezielte Lichtsteuerung sehr schwer und stellt deshalb grade für Anfänger einen gefährlichen Stolperstein dar.
Übrigens: Die 3 Bilder in diesem Beitrag sind alle mit lediglich 1 Blitz entstanden.
Michael, Michael, Michael…
Du schaffst es echt immer und immer wieder mich mit deinen Texten zu fesseln…
Du solltest echt den Berufg wechseln und Krimi-Autor oder sowas werden…
Aber STOP!!!
Was wäre dann mit deinem Workshop?
Ich denke, wenn man die Ergebnisse die du in diesem Artikel präsentierst betrachtet und sich vorher nicht sicher war, ob dein Workshop für einen wirklich interesannt sein könnte, ist die entgültige Entscheidung hiermit getroffen!
DU BIST DER LICHT(IN)FORMER!
Ich freue mich für jeden Einzelnen, der deinen Workshop besuchen kann, dass er von einem Profi wie dir lernt, wie man solche tollen Ergebnisse wie du sie hier zeigst mit nur einem Blitz erzielt…
Beste Grüße
Sascha
Moin,
also meine Systemblitzen haben ein akustisches Signal…
Grüße
Stefan
Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel! 😉
hi migel!
sind alle 3 bilder mit systemblitzen enstanden? (augenmerk liegt auf dem 2. bild)
Hallo Andy,
Auf diese Interpretationsmöglichkeit bin ich bisher gar nicht gekommen.
Nein, ich bin ein Verfechter von Studioblitzen und alle diese Bilder wurden NICHT mit Systemblitzen gemacht.