Photokina 2016 – Neues von den Blitzherstellern

Puh, dieser Artikel kommt mal reichlich spät…Aber so viel verändert hat sich nicht. 😉

Ich war wieder mehrere Tage auf der Photokina und habe beschlossen, wie bereits vor 2 Jahren einen Bericht zu den Neuigkeiten der großen Studioblitzhersteller zu machen. Denn das irre wichtige Thema Licht geht bei den meisten total unter, außerdem passt es sehr gut zu meinen Interessen und zu diesem Blog. So, here we go:

Multiblitz

Multiblitz akku

zeigte einen interessanten neuen Kompaktblitz, der mit einem LiIon-Akku ausgestattet ist (was anscheinend ein neuer, und begrüßenswerter, Trend ist). Es gibt dazu auch ein Netzteil, mit dem ein Betrieb als kabelgebundener Studioblitz möglich ist. Was dabei klasse ist: Auch wenn das Netzteil nicht dabei ist, gibt es das nicht zu den typischen Foto-Apothekerpreisen. 79 Euro ist verkraftbar.

Der 600Ws-starke M6 TTL* unterstützt, wie man vermuten kann, TTL und HSS mit der entsprechenden Funkfernbedienung für Canon oder Nikon. Der Regelbereich beträgt 8 Blenden (7 nach meiner Rechnung, aber das wird ja oft anders gerechnet…) und wird in drittel- oder ganzen Blendenstufen geregelt. Bei TTL-Blitzen ist das recht üblich – aber gröber als die 1/10 die man sonst meist findet. Minimal 4,68 Ws ist aber auf jeden Fall ein guter Wert, egal wieviele Blenden man errechnet.
Mulitblitz V6 Akku BlitzDas Einstelllicht liefert eine 10W-LED. Das ist nicht irre hell, aber ganz brauchbar – und definitiv sparsam für den Akku.
Was die Daten der Blitzröhre angeht, bin ich nicht direkt umgeblasen: im schlechtesten Fall eine Abbrennzeit (t0.5) von 1/650 und eine Ladezeit von bis zu 3,5s sind eher lahm. Zumindest im HS-Modus sind die Abbrennzeiten dafür mit bis zu 1/15000s allerdings viel besser, 0,1s Ladezeit (vermutlich aber nur auf minimaler Leistung) sind natürlich auch super.
Der wechselbare Akku soll übrigens ca. 400 Blitze schaffen – das ist ordentlich.
2,9 kg Gewicht sind hart an der Grenze dessen, was ich noch wirklich mobil finde – aber immerhin im Limit.
Insgesamt machte das Gerät auf mich einen guten, wenn auch nicht überragenden Eindruck.

Hensel

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img_5397_1500Hensel* überraschte (mich) vor allem mit einem neuen Reflektor (ich meine die großen Dinger, die Licht reflektieren – OHNE Blitz dran). Man kommt nich umhin, die Ähnlichkeiten zu den California Sunbounce-Produkten zu sehen. Die anerkannt sehr guten Reflektoren werden über einen Rahmen gespannt und sind somit groß, aber leicht zu montieren und sehr verwindungssteif. Hensel variiert das Konzept mit einem Carbonrahmen (statt Alu wie bei der Konkurrenz) und der Möglichkeit, Oberflächen dank Reissverschluss schnell zu wechseln. Auch cleveres Zubehör, wie der gezeigte anbaubare „Fahrständer“ soll von der Konkurrenz abheben.
Leider übernimmt Hensel bei dem Produkt die größte Schwäche der CSB-Produkte: (zu) hohe Preise. Sicher nicht zuletzt wegen des Carbons ist Hensel sogar noch höher dabei: Das günstigste Kit (100×90 cm) gibt es für 534,31 Euro. Puh.

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Außerdem zeigte Hensel einen neuen Highspeed-(und High End-)Blitz namens „Cito 500„, der aus der Industriesparte hervorging und das maximal machbare zeigen soll. Ein sehr teures Gerät, dass vor allem für den Rent konzipiert und für spezielle Einsatzzwecke vorgesehen wurde.
Hensel Cito 500 Highspeed Studioblitz

Nur einen Prototypen im Glaskasten, ohne Preis aber immerhin mit grob angepeilten technischen Zielen, präsentierten die Würzburger mit der „Foris“-Serie (400 und 800 – also vermutlich mit ensprechenden Ws erhältlich). Hier soll ebenfalls ein Akku integriert sein, aber modularer als bei der Konkurrenz, denn statt diesem lässt sich auch ein Netzteil einsetzen, der die Foris ohne Einschränkungen zu netzabhängigen Studioblitzen machen soll (was für beide Betriebsarten optimierte Leistungsdaten bedeuten soll).
Nette Idee, aber ich frage mich etwas, ob das im Hinblick auf die Konkurrenz nicht etwas zu spät kommt. Wie genau die Daten am Ende aussehen und -vor allem- der Preis werden auch hier sehr wichtiger Faktoren werden. Ich bin erstmal skeptisch.

Elinchrom

Leider gab es bei Elinchrom* kaum etwas erwähnenswertes Neues. Einzig die Skyport Plus HS-Funksender* gibt es nun auch mit voller Unterstützung für das Olympus-System*. Damit sind die Geräte jetzt also inklusive Canon*, Nikon* und Sony* für 4 Systeme verfügbar. Gespannt darf man sein, ob (gerade im Hinblick auf das neue Mittelformat-System) auch Fuji in Zukunft hinzukommen wird.

Zu lang erwarteten neuen Ranger-Mobilgeneratoren gab es leider keinerlei Infos.

Ganz schön dünn leider, was da von den Schweizern kam. Die Hoffnung bleibt, dass sich das bald ändert.

Bowens

Auch Bowens* zeigte neue Blitze mit Akku – und ohne.

Bild: Bowens
XMS-Serie mit Akku; Bild: Bowens

Die völlig neuen X-Serien bestehen aus den XMS mit Akku und XMT für Netzbetrieb. Die mobilen Geräte gibt es mit 500, 750 und 1000 Ws, den kabelgebundenen derzeit nur mit 500. Zu beiden Modellreihen gibt es neue (leider unterschiedliche) Funkauslöser, die Displays mitbringen und die Leistung der Geräte nicht nur anzeigen, sondern auch direkt ändern können. XMS können kein TTL, aber eine Art „Hypersync“ für Blitze bei sehr kurzen Verschlusszeiten.
XMT hingegen beherrscht TTL (Canon, Nikon und Sony). Mehr Sinn hätte gerade dieses Feature aber wohl im mobilen Akku-Blitz gemacht.
Dafür sind die sonstigen technischen Daten (XMS hier, XMT hier – jeweils unter „additonal information“) sehr ansehnlich und absolut auf der Höhe der Zeit.

Fernbedienung für die XMS-Serie; Bild: Bowens
Fernbedienung für die XMS-Serie; Bild: Bowens

XMT-Funkauslöser mit TTL (Canon); Bild: Bowens
XMT-Funkauslöser mit TTL (Canon); Bild: Bowens

Schön, dass Bowens damit endlich aufholt – innovativ Neues sucht man aber leider vergebens. Trotzdem, interessante Geräte zu vernünftigen Preisen sind immer gern gesehen! Damit gibt es so langsam wieder eine gute Alternative zu Elinchrom in diesem Bereich.
In Deutschland werden die Geräte von Calumet vertrieben.

Broncolor

Broncolor Siros L battery powered

Die Siros-Serie* gibt es bei Bron schon länger – nun allerdings nur noch MIT WLAN und wahlweise auch als Akkublitz. Leider sind die Geräte weiterhin sehr schwer – Broncolor ist eine sehr gute Verarbeitung mit Metallgehäuse wichtiger. Ich persönlich bin in dem Fall anderer Meinung, aber so sucht jeder seinen richtigen Weg.
broncolor_rfs-2 Wirklich neu in diesem Zusammenhang ist aber die Fernbedienung, die für Siros L* (Akku)- und Move-Geräte funktioniert. Der Transceiver mit dem leicht kryptischen Namen RFS 2.2 bietet nun eine HS-Funktion für genannte Geräte. Das ganze gibt es für Canon, Nikon oder Sony.
Umgesetzt wird die „Synchronisation mit allen Verschlusszeiten“ wohl wie bei Pocket Wizard, also durch eine voreingestellte Auslöseverzögerung und optimierte Nutzung der Blitzentladekurve. Eine manuelle Optimierung ist über ein Menü möglich. Das ist eine andere Vorgehensweise als bei TTL- und dem dazu gehörigen HSS-System, bei der quasi mehrere schnelle Blitze abgefeuert und so eine Art „Dauerlicht“ erschaffen wird.
HS bedeutet meist weniger Lichtverlust, hat aber oft Helligkeitsverläufe im Bild zur Folge und ist sehr timing-kritisch, also schwer optimal zu konfigurieren.

Waben rechteckig Broncolor
Als einziger Hersteller zeigte man mir bei Broncolor auch wirklich neue, kreative Lichtformer bzw. -Zubehör.
„Headliner“ ist dabei eine Wabe, deren „Kästchen“ nicht mehr quadratisch, sondern rechteckig sind. Der Lichtkegel des Metallreflektors wird damit zwar ebenfalls verengt, aber die entstehende Form ist nicht mehr rund, sondern elliptisch. Ideal für alles, was länglich ist – wie Flaschen. Oder Menschen.
Softbox Maske Elinchrom Eher NUR für Flaschen und ähnliche Oberflächen sind die Softbox-Masken. Sie sollen z.B. den „Spill“ (Streulicht/vagabundierendes Licht) bei Produktaufnahmen reduzieren.

Aufsehen erregend war am Stand auf jeden Fall auch die lange „Softbox-Röhre“, die noch im Prototypen-Status  ist. Sie erlaubt, recht schmale Lichtstreifen (ähnlich echten Striplights) in besonders enge Räume zu lenken. Bauartbedingt wird die Lichtverteilung aber nicht gleichmäßig sein.

Schön, dass Broncolor Kreativität beweist und den spannenden Markt an Lichtformern um Innovationen bereichern will. Welche sich bewähren, wird sich zeigen – aber Interesse an Neuem haben in dem Bereich Leute wie ich immer!
Softbox-Röhre für engen Raum Broncolor

Profoto

Profoto* hatte ebenfalls neues im Gepäck, ausnahmsweise aber mal (fast) nichts mit Akku: Batteriebetrieben ist nämlich nur der Air-Funkauslöser mit TTL, den es jetzt auch für Sony gibt.

Dazu gibt es das neue Generator-Spitzenmodell Pro-10, den die meisten von uns wohl nur nach einem Lotto-Gewinn oder aus dem Rent sehen werden. 2400Ws, AirTTL und alles natürlich schneller und besser, solange eine Steckdose in der Nähe ist. Beeindruckendes Gerät, aber die technischen Daten dürft Ihr selbst checken:
profoto_pro-10_daten

Zu guter Letzt hatte man noch den D2* im Gepäck, den Nachfolger des beliebten Studiokompaktblitzes D1*. Auch hier natürlich alles schneller & besser.

Profot D2 im Betrieb profoto_d2_daten

Aber irgendwie…nichts wirklich aufregendes bei Profoto. Etwas Evolution halt.

Jinbei / Foto Morgen

Jinbei HD610Ich habe es leider nicht mehr geschafft, persönlich bei Jinbei bzw. ihrem deutschen Vertrieb Foto Morgen vorbeizuschauen. Ich erhielt von ihnen aber die Info, das dort 2 neue Geräte vorgestellt wurden.
Das eine ist der Jinbei HD-610 HSS (von dem viele aber schon gehört haben dürften). Der Quasi-Nachfolger des HD II 600 V* kommt (in Deutschland) mit 250 Euro Aufpreis zum alten Modell. Dafür bietet er für viele (aber aktuell nicht alle) Canon-und Nikon-Kameras mit den passenden Auslösern TTL-Funktionalität – die Blitzautomatik also, die man von Aufsteckblitzen der HErsteller kennt und die ich bei Studioblitzen nur begrenzt sinnvoll finde (allein auf Grund der Positionierung des Blitzes außerhalb der Kameraachse sinkt die Treffergenauigkeit dieser Automatiken schon enorm). Die Nachfrage danach scheint aber hoch, also nur legitim, dass die Hersteller reagieren. Auch das dazugehörige HSS (also Blitzen mit kurzer Synchronzeit quasi per „Stroboskop“) kam hinzu, zusätzlich zum weiter möglichen Super Sync. Dafür wiederrum braucht es aber andere Fernbedienungen. Schade, das Chaos und die Umständlichkeit hat man an dieser Stelle nicht wie erhofft beseitigt, sondern eher erhöht (nun gibt es 3 Auslöser-Varianten: nur Auslösen, TTL oder Super Sync). Mit welchen nun die FernSTEUERUNG des Blitzes funktioniert…mir schwirrt schon der Kopf. Beigelegt ist übrigens KEINE Fernbedienung/-Auslösung mehr, ebenso wenig wie ein Standard-Reflektor (beides war beim 600 noch dabei).
Dafür ist die Firmware nun über USB upgradebar (vorausgesetzt, man bekommt die Software auch) und endlich gibt es eine Schutzglocke über der Blitzröhre. Das Gerät wurde dem Datenblatt nach ein halbes Kilo schwerer.
Mein Fazit: Für den der kein TTL braucht, scheinen mehr Nachteile als Vorteile zusammenzukommen gegenüber dem älteren 600 (außer der Schutzglocke). Aber wie so oft sagen Datenblätter wenig, Praxistests müssen zeigen, wie sich das neue Modell tatsächlich schlägt.

SMDV-Briht360Niedlich (in der Größe), aber häßlich (im Design) – seien wir doch mal ehrlich – ist der SMDV BRiHT-360*. Zum Glück ist das Design bei einem Blitz bei weitem nicht das wichtigste.
360 Ws sind in dieser Größe schon beeindruckend, die TTL-Funktion (für den der sie braucht) auch. Verfügbar für Canon* oder Nikon*.
Cool ist auf jeden Fall die Fernbedienung/-auslösung*, die ähnlich wie die (bei Elinchrom teuer einzeln zu kaufenden) Skyport Plus HS* über ein Display Steuerung und Auslösen des Blitzen ermöglichen – bei SMDV eben auch mit TTL. Eine Tasche, ein Umhängegurt und ein Normalreflektor sind im Lieferumfang, die Fernbedienung* gibt es allerdings für 120 Euro EXTRA. Das Gewicht des Blitzes beträgt nur 1,3 kg (ohne Handgriff, aber schon mit Akku).
So ein externer Blitz nützt aber wenig allein, und so sind Befestigung auf Stativen und Systemzubehör essentielle Punkte. Hier schwächelt das Gerät leider, denn der „Pistolengriff“ soll dem Vernehmen nach keine sehr stabile Kippfunktion bieten (kippt schnell ab) und das winzige Bajonett verspricht nicht sehr viele kompatible Lichtformer. Das sind schon sehr gewichtige Nachteile. Abhilfe für beides könnte aber ein inzwischen auch erhältlicher Adapter auf Bowens S-Softboxen* bieten, den man für 70 Euro bekommt. Einen Adapter für SMDVs Speedboxen II* gibt es nun ebenfalls. Außerhalb der Softboxen oder ohne die Adapter bleibt der BRiHT-360* ein recht spezieller Vertreter seiner Art: sehr klein und leistungsfähig, aber auch eingeschränkt in der Optionsvielfalt. Der Preis von rund 700 Euro passt dazu (günstig im Vergleich zu z.B. dem Elinchrom ELB400*, aber gewichtigere Nachteile).

Fazit

In diesem Jahr zeigten die Hersteller zumindest wieder mehr als noch 2014, so richtig Aufbruchstimmung habe ich aber nicht verspürt – eher weiterhin leichte Depression.
Schade, damit überzeugt man Kunden, die immer mehr zu Available Light und dem dadurch augenscheinlich geringeren Aufwand neigen nur schwer.

Was weiterhin (mit Ausnahmen vielleicht des SMDV) weit und breit fehlt sind kleine, leichte Akku-Generatoren, die dem Elinchrom Quadra* Konkurrenz machen können. Finde ich sehr schade. Ich sehe da vergebene Chancen.

Generell erlebt man eher Evolutionen statt echten Innovationen, obwohl grade der Blitzmarkt intensiver um Käufer und Beachtung kämpfen müsste. Zumindest aber gibt es einen Trend hin zu (auch) akku-getriebenen Geräten, die mobiler und flexibler sind – sehr begrüßenswert.
Schade, dass sich außer Broncolor kaum jemand kreativ bei der Schöpung neuer Lichtformer zeigt, dabei binden gerade die die Kundschaft an die Marke und dürften hohe Margen haben. Aus fotografischer Sicht fördern sie die Kreativität und machen teils neue, aufregende Bilder möglich.

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1 Kommentar zu „Photokina 2016 – Neues von den Blitzherstellern“

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