In diesem Blogeintrag, dessen Themenidee zugegebenermaßen woanders geklaut ist, wollte ich eigentlich „10 Tipps“ formulieren. Irgendwie fielen mir dann aber doch eher „Regeln“ ein. Ich werd mich an den Tipps aber nochmal für einen weiteren Eintrag versuchen.
Also, ich präsentiere: 11 Regeln für Fotografen / Photographen. Es geht natürlich vor allem um People-Fotografie. Absolut kein Anspruch auf Vollständigkeit. Es darf gern in den Kommentaren ergänzt werden – oder vll. schreibe ich später mal noch weitere.
1. Im Studio hat man immer zu viel Licht und zu wenig Klamotten.
– Letzteres gilt vielleicht nicht für Aktaufnahmen. Aber meist fehlt irgendein Kleidungsstück, das genau passend wäre, man hat’s nicht in der richtigen Farbe oder es fehlt ein Accessoire.
VIEL Licht zu bekommen ist leicht, wenig Licht ist viel schwieriger. Meist stromert es irgendwo rum/hin, wo man es nicht will.
2. Sei Dir des Zwecks des Shootings bewußt und handle entsprechend.
– Beispiele:
Ein Portrait soll die Persönlichkeit eines Menschen zeigen und (für die jeweilige Person) natürlich sein. 6 Lichtquellen? Meist eher unpassend.
Ein Beauty für die Mappe hingegen ist ein kommerzielles Werk. Das Model und das Produkt sollen möglichst perfekt wirken, aber nicht unbedingt „natürlich“. Diese Bilder sollen etwas bewerben, nicht Vor- und Nachteile aufzeigen.
Etc.
(Bildbeschreibung nach Klick auf’s Bild)
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3. Nimm Dich, Dein Team und das Shooting so ernst wie nötig – und so albern wie möglich.
– Shootings sind teuer und aufwändig. Zum professionellen Arbeiten gehört dabei auf jeden Fall, seinen Job ernst zu nehmen – egal in welcher Rolle. Die Arbeit soll aber auch Spaß machen und jedes Shooting läuft besser, wenn man Spaß am Set hat. Das richtige Maß finden! Gelingt uns auch nicht immer – NOCH etwas, wo ich mich weiter verbessern kann. 😉
4. Jedes Licht hat seinen Zweck für das Bild und ist nur für diesen überhaupt da.
– Wer 3 oder mehr Blitze hat, denkt manchmal, er müßte auch alle einsetzen. Man sollte aber Lichter nur verwenden, wenn man genau weiß, daß sie nötig sind (z.B. zur Aufhellung) oder wenn man einen speziellen Effekt unbedingt möchte (z.B. Streiflichter). Das schwierigste am Blitz ist manchmal, ihn auszuschalten.
5. Für ein „100%-Foto“ braucht man „100%-Komponenten“.
– Für ein Fashion-Foto heißt das z.B. für das „perfekte“ Foto braucht man „perfekte“ Models, Kleidung, Location, Licht. 70% bei einem der Bereiche reichen nicht, und 110% in einem können 90% in einem anderen i.d.R. nicht ausgleichen.
Gemein? Unfair? – Ja, find ich auch.
6. NEIN, das kannst Du NICHT in Photoshop wieder richten!
– Wahrscheinlich kann Photoshop wirklich alles. Aber nur, wenn der vor dem Rechner auch weiß, wie es geht. Und selbst dann ist vieles nur mit viel Mühe, Aufwand und Zeit zu realisieren. Es hilft, sich klar zu werden, was man sein möchte: Photograph oder Digital Artist. Im ersteren Falle versuche auch Probleme zu lösen wie ein Photograph – es sei denn, Du weißt ganz sicher, daß es in Photoshop schneller und einfacher geht.
7. Fotos von oben sehen meistens gut aus – außer bei Kindern und Mode.
– … da meistens nicht. „Von oben“ meint leicht erhöhter Standpunkt wie ein Hocker oder eine Leiter – nicht die Vogelperspektive.
8. Fotos von unten sehen meist gut aus – in der Modefotografie.
– Grund 1: die dominantere und selbstbewußtere Wirkung des Models, Grund 2: die länger wirkenden Beine.
9. Weibliche Modelle sollten für Modefotos immer hohe Schuhe tragen.
– Das verpasst dem gesamten Körper mehr Spannung und macht die Beine optisch länger. Wenn die Modelle KEINE Schuhe tragen, sollten sie die Füße so halten, als täten sie es.
10. Der Kunde / das Model sucht immer ein Foto aus, das Du nicht genommen hättest.
– Na gut, nicht immer. Aber oft.
Wenn es ein Kunde ist, ist das SEIN Problem, Du lieferst was immer er/sie möchte.
Wenn es eine freie Arbeit ist, ist es DEIN Problem.
11. Die preiswerte Ausrüstung ist die, die ihren Preis wert ist. Egal wie hoch der ist.
– Entscheidend ist dabei der Wert für Dich selbst. Ein 2000 Euro teures Objektiv, das Du nie benutzt, ist zu teuer und nicht seinen Preis wert. Das gilt für ein 200 Euro-Objektiv aber genauso.
Die billige Blitzanlage, die Dir mehr Probleme bereitet (Bsp.: falsche Farbtemperatur, im Einstelllicht schmelzende Lichtformer, schwergängiges Bajonett), als sie löst, ist ihren Preis auch nicht wert.
Hallo!
Bin über ein Filmchen von Foto TV hier her geraten und finde Deine Regeln sehr interessant, Danke dafür!
Besonders die Regel 11 hat mich doch schmunzeln lassen… bei mir gab es bisher leider auch machmal *Lernen durch Schmerz* 😉
Als ehemalige Malerin, die am Portraitieren schlichtweg versagte, hab ich mich seit 3 Jahren der Fotografie (besonders der Menschen) verschrieben, mein Atelier ist so langsam zu einem Studio mutiert und ohne Kamera in der Hand fühl ich mich leer. Es ist für mich überaus wichtig von Fotografen wie Dir lernen zu dürfen,
fröhliche Grüße Moa-Anette