Zubehör für Lichtverlust

Oliver Wende fragt in einem Kommentar zum letzten Artikel:

Wie machst Du das eigentlich wenn das Umgebungslicht zu hell für die gewünschte Belichtung (zB. F2.8 bei 1/250) wird?

Diese Frage fand ich so wichtig, daß sie nicht in einer kurzen Kommentar-Antwort untergehen sollte.

Das Problem ganz kurz erklärt:

Die korrekte Belichtung von Tages- bzw. Umgebungslicht benötigt eine bestimmte Zeit-/Blendenkombination. Möchte man, der Tiefen(un)schärfe wegen, mit einer offenen Blende (kleinen Blendenzahl) arbeiten, ergibt das bei starkem Licht eine recht kurze Verschlusszeit. Arbeitet man aber zusätzlich auch noch mit Blitz, ist die Kürze der Verschlusszeit durch die X-Synchronzeit der Kamera begrenzt. Diese ist für jede Kamera spezifisch, liegt aber bei modernen Kameras oft im Bereich von etwa 1/200 s.

Man muß also irgendwie die vom Sensor aufgenommene bzw. ausgewertete Lichtmenge begrenzen.

Hier die Möglichkeiten.

  • ISO/ASA-Einstellung der Kamera

Wählt einen möglichst niedrigen ISO-Wert in der Kamera (ISO 100 oder 50 bei Canon, ISO 200 oder 100 bei den meisten Nikon-Kameras). Durch die geringere Empfindlichkeit werden die Verschlusszeiten bei gleicher Blende und Beleuchtungsstärke länger.

Graufilter
Graufilter
  • Grau- / Neutraldichtefilter

Der Graufilter reduziert das durch das Objektiv einfallende Licht. Er ist farblich neutral und in verschiedenen Stärken erhältlich. ND 2 sorgt für eine Blende weniger Licht, ND 4 für zwei Blenden, ND 8 für drei Blenden und so weiter.

Grauverlaufsfilter
Grauverlaufsfilter
  • Grauverlaufsfilter

Eine Alternative, z.B. wenn man vor allem einen hellen Himmel aber dunklen Boden hat, könnte ein Grauverlaufsfilter sein. Er ist praktisch identisch mit dem Graufilter, ist aber nur zur Hälfte verdunkelt. Es gibt verschiedene Ausführungen mit unterschiedlich starkem Verlauf und unterschiedlicher Abdunklung. Der “Horizont” ist drehbar.

Polfilter
Polfilter
  • Polfilter

Ebenfalls lichtschluckend sind Polfilter. Durch sie gelangt i.d.R. 1,5 Blenden weniger Licht ins Objektiv. Je nach Lichteinfall und Drehgrad des Filters lassen sich zusätzlich kräftigere Farben (z.B. intensiveres Himmelsblau) und eine Eliminierung von Reflektionen auf nichtmetallischen Oberflächen mit dem Filter erreichen.

Telekonverter (1.4x)
Telekonverter (1.4x)
  • Telekonverter

Telekonverter sind dazu gedacht, auf relativ kostengünstige Weise die Brennweite von Objektiven zu verlängern. Sie werden dazu zwischen Kamera und Objektiv montiert. Die Nachteile sind (je nach Modell und Stärke unterschiedlich starke) Abstriche bei der Bildqualität und ein Lichtverlust. Telekonverter mit Faktor 1.4 oder 1.5 “schlucken” in der Regel eine Blende Licht, solche mit 2.0 gar zwei Blenden. Erstere bieten in der Regel einen guten Kompromiss aus Bildqualität und Brennweitenverlängerung.

Ich muß am Schluß noch daran erinnern, daß alle hier vorgestellten Lösungen die gesamte Belichtung beeinflussen, es wird also nicht nur das Umgebungslicht “schwächer”, sondern auch das Blitzlicht (und dieses wird nicht verstärkt durch ein Gegensteuern mit längerer Verschlusszeit). Für eine richtige Belichtung muß das Blitzlicht also entsprechend hochgeregelt werden.

6 Kommentare zu „Zubehör für Lichtverlust“

  1. Uhh holla!

    Danke für die Erklärung 🙂
    Der Polfilter fristet bei mir ein Schattendasein in der Phototasche. Glaube das wird sich dann wohl ändern…
    Darauf bin ich nicht gekommen.

    Grüße,
    Oli

  2. Das ist alles sehr plausibel, aber bevor ich Konverter oder Filter (den Polfilter mal ausgenommen) verwende, würde ich auf Kurzzeitsynchronisation des Blitzes setzen. Ist denn das so unüblich?
    lg kyourin

    1. @kyourin:

      Das ist nicht unÜBLICH, sondern unMÖGLICH, wenn man mit etwas anderem als Systemblitzen ausleuchtet – wie wir es in dem Artikel getan haben, auf den ich Bezug nehme. Ich fotografierte mit einem Hensel Porty und entsprechenden Blitzköpfen und der unterstützt (wie jeder mir bekannte “Studio”blitz auch) keine Kurzzeitsynchronisation.
      Hätte ich z.B. mit Canon-Systemblitzen ausgeleuchtet, wäre die Kurzzeitsynchronisation eine naheliegende Möglichkeit gewesen.

  3. Sorry, ich bin über dein Buch (welches ich mir heute als “Osterlektüre” zugelegt habe) auf deinen Blog gekommen und hatte den Artikel noch nicht gelesen. Werd ich aber nachholen.
    Danke für die Antwort. (Ich arbeite dzt. mit 3 Canon Systemblitzen und bin gerade outdoor sehr zufrieden damit).
    lg kyourin

  4. Pingback: Licht(in)former » Shooting & Lichtsetting: Lifestyle im Winter

  5. Hey bin durch Zufall auf dene Seite gestoßen. Naja der Zufall war es nicht eher google. Bin momentan auf der Suche wie ich mehr licht in meine Bilder bekommen kann. Daher fand ich deinen Artikel sehr Hilfreich. Mach weiter so.

    Gruß Sebastian

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