Die Model-Shooting-Prioritätenliste

Im Internet / “sozialen” Medien wird ja so gern über die Kamera oder das Objektiv diskutiert. Als Gegenentwurf stelle ich heute mal meine ganz subjektive Prioritätenliste für ein Modelshooting zur Diskussion. Mir fallen da nämlich eine ganze Reihe Dinge ein, über die ich mir viel mehr und eher Gedanken mache als über die Kamera oder das Objektiv:

  1. black&white_Portrait_MiGelIch muß meine Technik kennen und beherrschen.
    Ja, manche können auch “intuitiv” gute Fotos machen. So lange die Bedingungen stimmen.
    Damit ich Fotos “mache” und nicht nur, wie die Englischsprechenden sagen, “nehme” muß ich meine Technik kennen. So kann ich wiederholbare Ergebnisse schaffen, gezielt einen Look oder eine Stimmung kreieren und auf Unerwartetes souverän reagieren. Ich bin viel weniger von den Umständen abhängig und muß nicht in Panik geraten, wenn was nicht auf Anhieb optimal ist. Dazu gehört auch zu wissen, welche Technik ich für welchen “Look” brauche. Auch wenn es grade so der Tenor im Web ist: Nicht für alles und unter allen Bedingungen ist ein offenblendiges Objektiv die unbedingte Wahl. Gleiches gilt für Vollformat-, Mittelformat- etc. Kameras.
  2. Es braucht gutes Licht.
    Wie genau nun “gutes Licht” aussieht, darüber werden vermutlich unterschiedliche Meinungen kursieren. Die meisten werden mir aber zustimmen, dass es “ungünstiges/schlechtes” Licht gibt. In schlechtem Licht werde ich kaum wirklich tolle Fotos machen, egal wie gut alle anderen Kriterien erfüllt sind. Schlechtes lIcht zu vermeiden oder in gutes “zu verwandeln”, dafür hilft allerdings Punkt 1. Deswegen ist er der erste. Ich persönlich mache mich ungern zum Sklaven der Gegebenheiten und will auch abwechslungsreiches und charakteristisches Licht, deshalb setze ich meistens Blitze ein. So kann ich sehr gezielt bestimmte Beleuchtungssituationen erschaffen, (fast) egal wie grade die Location beschaffen ist oder das Wetter ausfällt – zumindest habe ich immer diese Option. Shootings benötigen oft längere Vorplanung und da ist das Wetter ein Faktor, der nur schwer zu berücksichtigen ist.
  3. Ich brauche ein gutes Model.sensual_Portrait_sexy
    Fast wundert es mich selbst ein bißchen, dass das erst der dritte Punkt ist. Denn ein gutes Model, eines mit Ausstrahlung und Präsenz (wie genau die aussieht, hängt natürlich ganz vom gewünschten Foto und dem Einzelfall ab) macht SO einen großen Unterschied für das finale Foto. Schließlich ist es mein Motiv, oder zumindest ein sehr großer Teil davon. Aber ohne Ahnung, was ich tue und ohne brauchbares Licht kann ich auch dieses Model nicht voll ausnutzen optimal in Szene setzen (kleiner Scherz zum Thema “Schreiben für Anfänger”).
  4. Ein Konzept / eine Idee hilft.
    OK, man könnte auch argumentieren, dass dieser Punkt der erste sein müßte. In manchen Fällen kann es ein ganzes Bild überhaupt erst gut machen oder zum wichtigsten und herausstechendsten Punkt überhaupt werden.
    Aber: Man braucht für gute oder viel gelobte Fotos nicht unbedingt immer ein besonderes Konzept oder eine ausgefallene Idee. Es gibt tausende gute Fotos da draussen, die spontan oder einfach als “Portrait”, als “Beobachten mit der Kamera” entstanden sind. Deshalb wären sowohl die erste als Lifestyle_Beine_Werbungauch die vierte Position richtig – je nach Fall und Sichtweise. Die weitaus meisten Bilder die ich in den weiten des Netzes bejubelt sehe, unterstützen allerdings diese Reihenfolge hier.
  5. Location und / oder Requisiten
    Eine coole Location oder interessante Requisiten können Fotos leicht und sehr stark aufwerten. Wenn aber die oberen Punkten fehlen und man die Location oder Requisiten nicht geschickt und interessant zu nutzen weiß (das gilt für Fotograf wie Model), nützen sie einem wenig.

Zum Thema “Ich brauche diese Kamera (gilt im Grunde ebenso für Objektive)” gibt es bereits diesen ergänzenden Artikel hier: Der Fotograf macht die Bilder(?)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4 Kommentare zu „Die Model-Shooting-Prioritätenliste“

  1. feine Zusammenstellung, und die Reihenfolge ist dabei unwichtiger als der Inhalt.
    Im Grunde alles bekannte Punkte, aber wie bei vielen Dingen sind einige klare Dinge weit im Denkkasten nach hinten gerutscht.
    Ich nehme mir mit: Idee (Set) und Requisite (ich war begeistert wie sich Emily im Workshop 4mal komplett wandeln konnte).

    vG
    Sven

    1. Stimmt, die Reihenfolge ist so subjektiv und vom Einzelfall abhängig, dass der Inhalt tatsächlich wichtiger ist. Ich wollte aber suggerieren: Alles sehr wichtige Dinge, BEVOR man eine neue Kamera/ein neues Objektiv kauft/braucht.

      Die Situationen mit Emily hatte ich tatsächlich unter anderem auch im Hinterkopf, als ich über “Requisiten” schrieb.

  2. Hallo Michael,
    ich kann deiner Ausführung voll zustimmen. Über die Reihenfolge könnte man diskutieren. Aber oft ist Sie auch etwas abhängig von dem, was man Fotografieren möchte. Nach meiner Erfahrung ist es sehr wichtig, das alle Komponenten des gesamt Konzeptes zu einander passen. Neben Lokation, Model, Licht, spielt auch die Farbe der Kleidung z.B einer wichtigen Rolle. Oft sind es die Dinge, die auf den ersten Blick unwichtig erscheinen, aber zum Schluss den Unterschied zwischen genialer Aufnahme und technisch korrekter Aufnahme aus machen.
    Gruß
    Detlef

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