TV-Kritik: “Das perfekte Model” (Vox)

Das Logo zur Sendung. (c) Foto: VOX
Das Logo zur Sendung. (c) Foto: VOX

Man kann über “Germany’s Next Topmodel” viel sagen. Ja, es ist TV. Ja, es ist eine Show.

Aber: Die Pro Sieben-Sendung hat in den letzten Jahren viel beeinflusst. Die Art, wie die Werbebranche, Modelle und Fotografen in der Öffentlichkeit gesehen werden zum Beispiel. Oder auch, wie (Hobby- und Profi-) Fotografen sich selbst sehen und nach außen darstellen.
Ich persönlich habe immer mal wieder interessantes oder inspirierendes gesehen – aber auch viel Theater, Selbstdarstellung und vor allem Zickereien. Das ist wohl der Show-Teil.
Die Sendung hat Höhen und Tiefen erlebt, in letzter Zeit eher letzteres. Doch bisher war sie immer eines: einmalig.

Das hat nun ein Ende. Der Konkurrent kommt aus der Mediengruppe RTL und wird bei Vox ausgestrahlt.
“Das perfekte Model” ist der unbescheidene Titel und einiges am Konzept verspricht Neues.
Wie bei Pro 7 hat auch diese Sendung prominente Leitfiguren. Während sich bei GNTM Heidi Klum mit ständig wechselnder Jury ins Rampenlicht stellt, wollen Eva Padberg und Karolína Kurková die Models erstrahlen lassen. So sagen sie es zumindest in der ersten Folge. Eine klare Kampfansage. Wieviel Wahrheit darin steckt, muss sich erst noch zeigen. In der ersten Folge jedenfalls standen sie sehr im Mittelpunkt – aber das war wohl unvermeidlich.

(c) Foto: VOX

Provokant auch der Anfang der Sendung: Unzählige Mädchen warten an einem riesigen “Red Carpet”, eine “Hummer”-Limousine fährt vor, 2 Bodyguards steigen aus.
Und ich verdrehe die Augen. Ok, eine Show. Not so much different than Heidi.
Doch dann fahren die beiden erfahrenen Models mit alten Fahrrädern um die Ecke, die Bodyguards werden zum Fahrradständer. Offene Konfrontation mit Germany’s Next Topmodel und deren (nicht wenigen) Schwachpunkten an fast jeder Ecke.
Auch scheinen die beiden Modelle sich mehr Freiheiten zu nehmen und weniger auf die Inszenierung zu achten als Frau Klum. Als die zwei nämlich beschließen, einer der potentiellen Kandidatinnen zum gerade geänderten Haarschnitt & Make up auch noch andere Kleider zu verpassen, erwischt die Kamera ziemlich irritiert dreinblickende Produktionsassistenten(?) vor und neben den seitlich stehenden Kleiderständern.

So what’s the deal? Ist “Das perfekte Model” nun die perfekte Model-Casting-Show?
Nach nur einer Folge schwer zu sagen, aber ich glaube nicht. Ab und an habe ich das Gefühl, die Cutter kommen von Pro Sieben. Einfach (zu) vieles erinnert an das etablierte Vorbild. Ein bißchen Drama hier, ein Anfang von Zickenkrieg da, entblößende Vorführung ungeeigneter Mädchen dort. Und immer die passende Musikauswahl dazu.
Schade eigentlich (wobei es ja Leute geben soll, die genau das toll finden…).
Und das die Verwüstung des Buffets beim “Völlerei”-Shooting (und das die Mädels ESSEN) schwer kritisiert wird, wäre wohl selbst für GNTM ein zu billiges Cliché.
Ja, das Shooting war “(4 von) 7 Todsünden”. Nicht grade originell. Aber das finde ich völlig ok, denn es geht um’s Lernen und Qualitäten zeigen, nicht um das einfallsreichste Shooting. Die MODELS sollen ja im Vordergrund stehen.

Shooting Todsünden. (c) Foto: VOX/Carsten Sander

Und: es gibt auch viel positives. Schon in der ersten Folge gibt es medial ausgeschlachtete Tränen – allerdings von Frau Kurková. Nervig auf den ersten Blick, aber als die Gründe dargelegt werden, bin ich ein bißchen beeindruckt. Schon gleich am Anfang macht man klar: Modeln ist kein Ponyhof.
Es ist ein Job, der Glamour bietet und gleichzeitig Opfer fordert. Kein Problem, Opfer muss man für viele Jobs bringen. GNTM hat aber diesen Aspekt zu oft totgeschweigen und damit ein falsches Bild vermittelt. Der Job ist nicht unmenschlich, aber hart. Wenn man das weiß, kann man sich bewußt dafür entscheiden – oder dagegen, wie ein junges Mädchen in Folge 1 von Padbergs und “K.K.”s Suche.

Schon am Ende der ersten Folge fliegen einige Mädchen raus. Und das tat gar nicht (übermäßig) weh. Weil die Sendung kein Drama daraus macht, die Entscheidung nicht in die Länge zieht, um künstlich Spannung zu erzeugen. Sehr angenehm.

Eine Besonderheit und Herausforderung der Sendung möchte ich noch als letztes erwähnen. Die Tschechin Karolína Kurková spricht kaum deutsch, sondern verständigt sich zum allergrößten Teil auf englisch. Wie das für das deutsche Publikum und die ja nicht immer gut englisch-sprechenden Kandidatinnen umgesetzt würde, war vorher ein großes Fragezeichen für mich. Es kam, wie es kommen mußte. Synchronsprecher als Voice over. Das bringt leider einiges an Desorientierung und Verwirrung in die Sendung und die Sprecher finde ich auch nicht sehr gut gewählt. So kommen die Intentionen und Characktere der Übersetzten selten richtig rüber. Zumindest aber sind die Voice over so gestaltet, daß man meist auch den Originalton noch gut verstehen kann. Nicht ideal, aber akzeptabel.

Ich bin (noch) kein Fan von “Das perfekte Model” – aber sehr gespannt, wie sich das Projekt weiterentwickelt.

Shooting Todsünden. Unrümliche Ausnahme: Carsten Sander und die Kandidatinnen machten sonst einen ganz guten Job, aber  "Wollust" stell ich mir irgendwie anders vor. (c) Foto: VOX/Carsten Sander
Shooting Todsünden. Unrümliche Ausnahme: Carsten Sander und die Kandidatinnen machten sonst einen ganz guten Job, aber "Wollust" stell' ich mir irgendwie anders vor. (c) Foto: VOX/Carsten Sander

2 Kommentare zu „TV-Kritik: “Das perfekte Model” (Vox)“

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