Nicht alles “Gold” auf der Photokina Bloggertour

Die Photokina ist inzwischen schon wieder Geschichte und trotzdem “muß” ich hier noch einen Artikel dazu nachlegen.

Fotos: Simone Naumann

Vor einiger Zeit schrieb mir eine Firma nach Veröffentlichung eines Reviews “so kritisch wie befürchtet waren Sie dann ja doch nicht” – obwohl das Produkt nur eine durchschnittliche Wertung von mir erhielt. Ich fand das bemerkenswert. Offenbar hat sich mein Ruf, ein sehr kritischer Tester (a.k.a. Nörgler) zu sein, schon ziemlich rumgesprochen. Firmen, die sich dem Test dennoch stellen, haben meine vollen Respekt: Schließlich braucht es Größe, um auch Kritik einzustecken und nicht nur nach Lobhudelei zu streben. Andererseits bedeutet Lob in meinen Tests dann auch eine echte Wertschätzung.
Nun, diesen kritischen Blick hatte ich auch vor der Photokina Bloggertour (ihr erinnert Euch?). Und, so viel sei hier schon gesagt, auch während der Tour habe ich heftig Kritik geübt (a.k.a. die Klappe weit aufgerissen).

Lob für die Veranstalter

Wie ich ja schon geschrieben hatte, war von Pia Kleine Wieskamp (tätig bei Addison-Wesley) und anderen zur Bloggertour eingeladen worden. Pia sandte mir dazu auch eine Eintrittskarte und alle Teilnehmer an der Blogparade durften sich noch ein Buch des Verlags aussuchen. Riesen Lob und vielen, vielen Dank dafür nochmal an sie! 🙂

Pia (und sicher auch die anderen Mitveranstalter) hat wirklich gewaltige Mühen auf sich genommen, um die Tour möglich zu machen und war auch währenddessen ein guter und hervorragend vermittelnder Guide. Schon vor der Tour hatten wir aus Anlass meines letztes Artikels telefoniert und wir waren uns einig in den Zielsetzungen und Hoffnungen, wie ich sie beschrieben habe. Natürlich können die Veranstalter nur ihr Möglichstes tun, um all diese Ziele zu erreichen. Die letzte Verantwortung für die Inhalte liegen dann aber doch bei den einzelnen besuchten Firmen.

Mea culpa

Genau da musste und muss ich gegenüber einigen doch deutliche Kritik üben. Wie erwähnt, ich habe das auch sehr offen direkt vor Ort getan und damit wohl unbeabsichtigt einige andere Teilnehmer verärgert.
Ich stehe zu der Kritik und hätte das (darauf kam ich aber erst hinterher, böse Absicht war nicht dabei!) auch vor Ort durch Nennen meines Namens und Blogs vor jeder Wortmeldung tun sollen. So werde ich auch in Zukunft nicht schweigen, aber dann unmissverständlich klar machen, von wem die Meinung kommt.

Kritik an einigen

Anlass zur Kritik gaben mir Sony, Nikon, Wacom, Samsung und Datacolor bei unseren Besuchen. Die Details in chronologischer Reihenfolge.

Produktpräsentation bei Wacom.
Fotos: Simone Naumann

So stellte man uns bei Datacolor einen neuen “Spyder 4” vor, der “deutlich besser als das Vorgängermodell” sei. Einen Unterschied zum Vorgängermodell konnte mir die Marketingmitarbeiterin jedoch nicht benennen. Interessant, dass ausgerechnet das Marketing offenbar nicht weiß, was sie da eigentlich bewerben.

Wacom beschränkte sich zunächst auf eine reine Produktpräsentation. Ich wollte etwas über Blogger-Relations hören und über Zusammenarbeit reden! Daraufhin bekamen wir einige Beispiele genannt, wie die Firma in anderen Ländern bereits mit Bloggern gearbeitet hätte.
Anstehende Projekte für uns deutsche Schreiber, Vorschläge oder Aufruf zum Dialog kamen aber nicht. Für eine Firma, von der ich sonst gute Social Media- und Web-Präsenz gewohnt bin, war das doch sehr enttäuschend.

Anschließend zeigte man der versammelten Meute noch einen neuen Eingabestift – und hier schlug ich zumindest imaginär den Kopf auf die Tischplatte. Auf die Idee, den Stift an die vielen “Meinungsmacher” und “Multiplikatoren” zu verteilen oder zumindest einen Kontakt für ausgewählte Tester anzubieten, kam man nämlich nicht. Was für ein verschwendetes Potential!

Nicht schön, aber wahr. Ich mußte hart nachfragen. Man sieht’s an der Körperhaltung…
Fotos: Simone Naumann

Das hatte meine Meinung getrübt, was leider der darauffolgende Nikon-Vertreter etwas zu spüren bekam. Nachdem er von den technischen Neuerungen erzählt hatte, stellte ich ihm nämlich etwas ungehalten ebenfalls sehr direkt die Frage nach diesen Zusammenarbeitsmöglichkeiten bzw. den “Blogger Relations”. Mehr als ein ratloses Gesicht und den Hinweis auf den Pressekontakt auf der Nikon-Website bekam ich nicht.

Fast identisch sah das dann auch bei Samsung aus. Dem dortigen “Product Trainer” (ich hoffe, ich habe das richtig behalten) tat es zwar sichtlich leid, mir nicht darauf antworten zu können, Verständnis für die schlechte Vorbereitung der Firma auf die angekündigte Blogger-Tour gibt es von mir aber nicht.

Sony schließlich übertraf das praktisch noch. Nach einer ganzen Batterie von Produktvorstellungen war ich sehr gespannt auf Infos zu Blogger Relations, wozu ja extra eine Mitarbeiterin der Presseabteilung nebenan stand. Von ihr kam jedoch nur etwas in Richtung “wir sind bei Facebook” und “schauen sie mal in unseren Pressebereich auf der Website”. Das sehr enttäuschte “Wie, das war’s schon?”, das Pia spontan herausrutschte, traf gut, was wohl die meisten von uns dachten. Dann verwies uns die Dame noch darauf, dass wir uns eine Visitenkarte mit direktem Kontakt gern am Pressecounter abholen könnten. Zur Klarstellung: Nein, man konnte uns nicht vor Ort welche geben. Nein, die Dame konnte uns keine holen. Ja, über 50 Blogger sollten sich einzeln eine Karte am Counter holen. Respektvollen Umgang und Interesse am Gegenüber stelle ich mir irgendwie anders vor.

Vor allem machte es deutlich: Wirklich verstanden hat man die Chancen, Gemeinsamkeiten und gegenseitige Bedürfnisse (siehe “Die Photokina kommt“) bei deisen Herstellern nicht.

Lob für andere

Positive Beispiele gab es aber auch.

Allen voran Tamron und Vanguard, aber auch Video2Brain und Kodak fielen besonders positiv auf.

Vanguard löste im Vergleich zu manch anderen regelrecht Begeisterung aus.
Na gut, vielleicht war Karsten auch einfach nur mal albern.
Fotos: Simone Naumann

Bei Vanguard nahm man sich viel Zeit für uns und stellte uns eine gut informierte und offene Gesprächspartnerin gegenüber. Es war gar nicht so sehr, WAS man machte und sagte, sondern WIE. Es wurde deutlich, dass man Interesse am Kontakt mit uns hatte, man sprach gemeinsame Interessen an und zeigte so, dass man verstanden hat. Ansprechpartner wurden uns geich zu Anfang mit Namen genannt, Visitenkarten gab es für jeden ebenso wie Pressemappen und, ja, auch ein ziemlich eindrucksvolles Werbegeschenk in Form einer Notebooktasche (schade fast, denn so kann man den Eindruck gewinnen, dass es bei Vanguard vor allem deshalb so positiv war – was nicht stimmt!). Andererseits habe ich später so auch jedem Begleiter von dem positiven Eindruck bei Vanguard erzählt!

Ebenfalls positiv war Tamron. Auch hier gab es einen konkreten Ansprechpartner, der kompetent, freundlich und offen war. Karten (und ja, auch wieder Geschenke) gab es direkt vor Ort und konkrete Bekundungen zu Zusammenarbeitsinteresse noch obendrauf.

Video2Brain freute sich über unser Auftauchen und sammelte sogar direkt unsere Visitenkarten ein, um uns einen Testzugang zu deren Videos zu ermöglichen. Das signalisiert Interesse am Gegenüber und verkauft gleichzeitig das eigene Produkt. Clever. Als direkter Partner von Addison-Wesley war eine gute Vorbereitung aber zugegebenermaßen auch zu erwarten.

Kodak waren (fast) die einzigen, die von Anfang an auch an unser leibliches Wohl dachten und so als Schlußlicht die “After Work Caterer” wurden. Und eine kompetente Social Media-Ansprechpartnerin gab’s da auch. Die erzählte mir auch als erste von einer innovativen Idee zur Zusammenarbeit mit Bloggern. Bisher gibt es das Programm leider nur in den USA, aber wer weiß…

Fazit

Wie schon vorher befürchtet gibt es bei einigen, vor allem großen, Firmen noch erheblichen Nachholbedarf im Umgang mit Bloggern. Da können kleinere Anbieter wie die oben genannten als positives Beispiel dienen.
Einzig an wirklich kreativen Ideen und Initiative mangelt es beinahe allen Herstellern noch ein wenig – hier wartet man darauf, dass die Blogger die ersten Schritte machen, den Kontakt suchen und Ideen vorstellen. Kodak (im Ausland) und Addison Wesley mit der Blogger-Tour selbst sind die rühmliche Ausnahme.

Da geht noch mehr!
Oder was meint Ihr!?

Weitere Artikel zum Thema (andere Blogger/YouTube):

http://www.matze-man.de/fotografie/als-photoblogger-auf-der-photokina-2012/
http://www.theblogtrottergirl.com/2012/09/als-photoblogger-auf-der-photokina-2012.html
http://www.koeln-format.de/2012/09/19/bloggerrelations-per-speeddating-eine-bloggertour-auf-der-photokina/
http://demipress.blogspot.de/2012/09/PhotoBlogger.html
http://padlive.de/2012/09/als-iphoneograph-auf-der-photokina/
http://www.digitaler-augenblick.de/?p=3846
http://bassascha.de/allgemein/photokina-2012-tag-1/
http://thorsten-veith.com/photokina-bloggertour-erlebnisse-und-fazit/
http://mrsberry.de/10920/bloggertour-im-eilschritt-uber-die-photokina/
http://safariphotographer.wordpress.com/2012/09/19/photokina-2012-bloggertour/
http://simonenaumann.wordpress.com/2012/09/24/photokina-bloggertour-verlag-pearson/
http://www.torstenmaue.com/als-photoblogger-auf-der-photokina-2012-unterwegs/

http://www.youtube.com/watch?v=_Y3nrjbFk5U

http://ichsagmal.com/2012/09/19/wie-die-elite-gichtlinge-mit-dem-social-web-hadern-uber-klungelsysteme-und-controlling-freaks/

http://www.akirafotografie.de/blog/photokina-2012-tag-1-die-pearson-bloggertour

8 Kommentare zu „Nicht alles “Gold” auf der Photokina Bloggertour“

  1. Finde den Artikel sehr gut eingeschätzt … ist noch sehr viel mehr Luft nach oben für die Firmen und ich hoffe das nun die ersten Ansätze kommen, was die Zusammenarbeit mit Bloggern betrifft. Sehr gute Beispiele gibt es mittlerweile viele.

  2. …gut geschrieben! Und – Ich bin in den meisten Punkten mit Dir einer Meinung! Da geht wirklich noch mehr. Fakt ist, dass vielen Herstellern nicht klar ist, das ein Fotoblogger ein wichtiger Multiplikator in Sachen Marketing sein kann!

  3. Hi MiGel!

    Ein sehr schön geschriebener Artikel. Ich habe meine Berichterstattung ja auch bewusst kritisch (mit einem Augenzwinkern) geführt, ich denke auch, dass nahezu alle Teilnehmer deinen Eindruck teilen.

    Beste Grüße,
    Akira

  4. Lieber Michael, merci für den Bericht. Eine begründete und natürlich auch immer persönliche Meinung ist iwichtig und auch notwendig, denn eine Firmenauftritt bzw. -Produkt spricht auch Emotionen an und kann froh sein, diese entstandenen Eindrücke mitgeteilt zu bekommen.
    Gruß Pia

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