Fragen kann man ja mal… (?) – Über Respekt.

OK, es ist eins der “beliebtesten” Photographen-Themen der letzten Jahre. Und eigentlich hat schon jeder drüber geschrieben.
Es ist aber auch wichtig, dass man die Problematik nicht aus den Augen verliert und vor allem, dass Fotografen bei dem Thema eine geschlossene Front bilden.

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Photoshootings sehen nach viel Spaß aus. Ein professionelles Foto zu machen verlangt aber viel Erfahrung, Wissen, Konzentration, Organisation, Talent, Ausrüstung und Zeit. Das verdient wie jede andere Arbeit Respekt.

Egal wer Ihr seid oder wie viel Ihr verdient als Photograph, irgendwann passiert es mal wieder. Da kommt eine Mail, ein Anruf oder Anfrage von einem potentiellen “Kunden” oder “Modell”, ob man nicht kostenlos Bilder für sie fertigen könnte. Oder Ihnen Bilder kostenlos überlassen kann (die man z.B. für einen Dritten gefertigt hat). Dabei ist überall klar erkennbar, daß man seinen Lebensunterhalt damit verdient (oder es versucht) und das man sich und seine Arbeit nicht verschenkt. Und es auf Grund der Kosten auch gar nicht kann. Gefragt wurde also offensichtlich kein reiner Hobby-Photograph.

Bei jungen Frauen z.B. hat sich rumgesprochen, dass man mit dem Zauberwort “TFP” von allen Fotografen Bilder kostenlos bekommen kann. Ganz ohne Geld. Für umme. Ohne Gegenleistung.

Falsch. Auch bei TFP (Time for Pictures) muss ein Gegenwert für den Fotografen vorhanden sein. Fotos nämlich, mit denen er werben und damit wieder Umsatz generieren kann. Warum sonst sollte man ohne Entgelt arbeiten? Für solche Fotos brauche ich aber i.d.R. nicht “Lieschen Müller”, die noch nie vor der Kamera stand.

Kunden versuchen unter dem Bezug auf “Referenzen” oder weitere Aufträge gern Ähnliches.

Aber “fragen kann man ja mal”.
Das ist, wie von der Oma nicht Geld zugesteckt zu bekommen, sondern es zu verlangen.

Mich ärgern solche Leute. Sehr.
Nicht nur weil sie meine Zeit verschwenden.
Sondern weil es ihnen an etwas mangelt, was wir alle gegenüber der Arbeit von anderen haben sollten: Respekt.

Warum fehlt der gerade bei der Arbeit der Photographen? Glaubt wirklich jemand, dass gute Fotos keine Arbeit sind? Aber warum will man sie dann überhaupt haben, wenn sie doch keinen Wert haben?

Für mich ist das irgendwie verwirrend. Oder ist es normal, dass man Dinge von Wert kostenlos und ohne brauchbare Gegenleistung haben möchte? Wo hat man dieses Verhalten gelernt? Wem sonst würde man mit solcher Respektlosigkeit begegnen? Dem Maler? Dem Bäcker? Dem Steuerberater? Dem Anwalt? Ich könnte diese Liste endlos fortsetzen, mir fällt einfach kein Beruf ein, bei dem man so unverschämt das selbe versuchen würde.
Wessen Fehler ist das? Müssen wir mehr daran arbeiten, dass man uns und unsere Arbeit respektiert? Haben wir zu viel Spaß an der Arbeit, dass sie nicht mehr wie Arbeit aussieht? Darf man dann überhaupt Spaß an Arbeit haben?

Ich könnte natürlich drüber stehen. Mich nicht drum kümmern. Die Anfragen ablehnen (was ich natürlich ohnehin tue und was jeder in der Situation tun sollte!) und fertig. Aber so bin ich nicht.
Sowas ärgert mich. Ehrlich. Ich will mehr. Respekt.

Wie denkt Ihr???

11 Kommentare zu „Fragen kann man ja mal… (?) – Über Respekt.“

  1. ich denke, dass hier der wert der fotos für denjenigen der fragt das entscheidende ist. nicht der wert der arbeit.

    wenn es der fotograf eben mit der werbegeschichte nicht macht, dann macht es eben ein kumpel, der eine kamera hat. oder man macht es selbst.

    was ich allerdings nicht verstehe, ist der hinweis auf lieschen müller. sollte man nicht auch mit dieser üben können und mehrwert haben? z.b. den umgang mit unerfahrenen modells?

    und das man tfp hört und anschliessend es mal versucht auf diese weise an bilder zu kommen als privatperson finde ich ok.

    und vor arbeit muss man auch nicht immer resprekt haben. es ist arbeit, die muss gemacht werden. fotografie steht eben zwischen kunst und arbeit…ähnlich wie tätowieren oder malen…vor der kunst sollte man den respekt haben…vor arbeit weniger…arbeit ist kapitalismus, und da regelts der markt. und wenn man den preis drücken kann, dann tut mans

  2. Ich denke, ein wichtiges Stichwort in Deinem Post ist “geschlossene Front”. Eben die gibt es in der Realität nicht. So lange immer wieder Fotografen auf solche Anfragen eingehen, so lange wird es solche Anfragen geben.

    Aber gut, dass Du den Artikel geschrieben hast, man kann gar nicht oft genug darauf hinweisen …

  3. Wenn ein TFP-Shooting für beide Seiten etwas bringt, sehe ich daran nichts verwerfliches. Wenn ein Modell mit einer Shooting-Idee an mich herantritt, die mein Portfolio aufpeppt, bin ich da nicht abgeneigt.

    Leider schaut die Realität etwas anders aus. Da wird mach TFP und “schönen Fotos” gefragt und alles andere darf der Fotograf organisieren. Mit eigenen Ideen oder Vorschlägen kommt da eigentlich nie jemand.

    Von mir gibt es daher auf TFP-Anfragen meist die Antwort:

    “Wenn Du eine Shooting-Idee hast, die mich wirklich überzeugt, bin ich bei einem TFP-Shooting dabei. Falls Du einfach nur “schöne Fotos” möchtest, kannst du mich aber auch sehr gern buchen.”

    In den meisten Fällen gibt es darauf schon keine Rückantwort mehr.

  4. Manchmal erlebt man aber auch noch positive Überraschungen.
    Ein Hobbymodell, das ich auf TfP-Basis für meine Weihnachtskarte fotografierte, war so begeistert von den Bildern, dass sie anschliessend noch ein Fotobuch bestellte (gegen Bezahlung) und mir ein kleines Weihnachtsgeschenk mitbrachte.
    Nebenbei war sie auch noch pünktlich, zuverlässig und gut vorbereitet.
    Zugegeben, das ist wohl nicht der Standard. Könnte es aber gerne werden.

  5. Es wird TFP immer geben und gerade für den Einstieg ist es für viele wohl unerlässlich. Schön und gut… jeder fängt mal an.

    Ich denke, das Problem liegt ganz woanders: Das Problem ist vielmehr, dass es für den “Kunden” kaum möglich ist im Vorfeld zu erkennen, ob ein Fotograf nun gut ist oder nicht. Jeder kann sich heute “Fotograf” nennen und viele tun dies auch obwohl sie es in meinen Augen eigentlich nicht tun sollten. Könnte der Kunde deutlich zwischen den guten Fotografen und den (ich sag jetzt einfach mal) Möchtegern-Fotografen unterscheiden, so wäre auch allen sofort klar, dass man mit einer TFP Anfrage bei dem einen vielleicht Erfolg haben könnte, bei dem anderen aber garantiert nicht da er auch genügend bezahlte Jobs hat und es sich zudem nicht leisten kann seine Zeit zu verschenken weil er davon leben muß was er da tut.
    In meinen Augen wird sich Qualität auf lange Sicht immer durchsetzen und Qualität hat nunmal ihren Preis. Solange alle GUTEN Fotografen angemessene Preise für Ihre Arbeit verlangen die auch den Wert der Arbeit angemessen wiederspiegeln regelt sich das von alleine…. wer billig kauft, kauft zweimal… das gilt auch bei Fotografen.

  6. Schöner Post, kann ich nur unterschreiben!
    Wenn man als professioneller Fotograf dazu aufgefordert wird für umme zu arbeiten, obwohl man überhaupt nicht davon hat, ist es kein TfP mehr… aber irgendwie raffen die meisten das nicht. TfP heisst es nur dann, wenn BEIDE was davon haben. Ich denk mir auch jedes mal: “Herr, lass Hirn vom Himmel regnen!”

  7. Es ist doch ganz einfach zu erklären. Lieschen Müller aka unerfahrenes Möchtegernmodell will schöne Bilder haben. In der Familie gibt es keinen, der so eine teure, dicke Kamera hat, also fragt man den nächstbesten Fotografen. Denn was tut der denn anderes, als auf das Knöpfchen einer Kamera zu drücken? Denn es ist ja die Kamera, die die Fotos macht.

    Man sieht einfach nicht, wie viel Arbeit dahinter steckt, anders als beispielsweise bei der Malerei, bei der viele im Kunstunterricht an ihren zwei linken Fingern verzweifelt sind und tiefen Respekt vor denen haben, die das können – also, das mit dem Respekt vor Künstlern lasse ich mal dahingestellt, den haben viele nämlich nicht.

    Und was den Respekt angeht: jeder will, daß das respektiert wird, was er macht. Mag ja sein, daß Arbeit Kapitalismus in Reinform ist (da hat wohl jemand Marx ein wenig mißverstanden…), doch ich verdiene meinen Lebensunterhalt damit. Ich stecke Lebenszeit rein und davon nicht wenig. Wenn ich dafür auch noch einen Tritt bekomme, sollte ich mir überlegen, wozu ich mir das überhaupt noch antun soll. Stichwort: Hausfrau, was weder bezahlt noch respektiert noch sonst irgendwie anerkannt wird. Gibt jede Menge Frust. Und das hat nichts mit den Gesetzen des Marktes zu tun.

    Kunst sollte man jetzt auch nicht überbewerten. Kreativität ist auch eine Form von Arbeit und wer denkt, daß Künstler nur von Luft und Liebe leben und nicht nach weltlichen Gütern streben, ist ein klein wenig naiv.

    Was schief läuft ist nicht, daß Leute arbeiten, daß Leute Respekt für sich und ihre Arbeit einfordern, sondern daß der “Markt” nach vollkommen irrsinnigen Regeln funktioniert, die die Leute geschaffen haben, die weder Respekt vor Arbeit noch vor Menschen haben, und uns obendrein einreden wollen, daß das der Lauf der Welt sei.

  8. Hallo,

    das mit dem Respekt ist glaub ich so eine Sache für sich. Sobald man etwas öfter macht und darin gut ist, sehen die anderen die Arbeit dahinter nicht mehr.
    Ich bin zwar nur Hobbyfotografin, aber für ordentliche Bilder braucht es nun mal eine gewisse Übung und ggf. auch Nachbearbeitung. Und den Aufwand unterschätzen aus meiner Sicht alle die jenigen, die es noch nie gemacht haben.

    Allerdings ist das mit der Anerkennung nicht nur in der Fotografie der Fall. Ich bin gelernte Mediengestalterin und da ist auch so. “Du kannst das ja…” oder “Du machst das doch beruflich” usw. sind Sätze die oft schon darauf schließen lassen, dass man es nicht würdigt, was da geleistet wird. Und so kommt es ab und an vor, dass mich wer anmailt und nachfragt, ob man nicht weiterhelfen kann. Meist ist danach nicht mal ein Dank drin. Man hat seine Antwort oder so bekommen und dann brauch man darauf nicht zu reagieren. Manchen ist scheinbar selbstverständlich geworden, was sehr schade ist… Hier wäre wirklich mal ein Umdenken gefragt und gefordert!

    Kurz, irgendwie ist das mit dem Respekt, Anerkennung, Würdigung der Arbeit bzw. Kreativität ein allgemein übliches Problem. Und ich glaub, wenn man wen in anderen Berufsfeldern fragt werden die dir leider ähnliches erzählen.

  9. das problem besteht aber in vielen branchen der kreativität. ein schnell gemachtes layout in photoshop oder ein logo in illustrator für den bekannten eines bekannten? nein!

    ich kann diese null-respekt mentalität auch nicht gut heißen und empfinde es auch immer als abwertung der eigenen arbeit, wenn man denkt, man könnte etwas gratis bekommen ohne etwas dazu zu tun.

    egal ob man fotos, layouts oder mode schneidert… alles kostet zeit und trägt am ende die eigene invidualität, damit man als künstler auch damit zufrieden ist.

    ich kann dir also nur zustimmen michael

  10. Ein sehr schöner Post.
    Ich habe als Hobbyfotografin angefangen und war damals über jeden der sich von mir kostenlos hat fotografieren lassen dankbar. Am Anfang hilft es einem sich auszuprobieren, Fehler zu machen und aus diesen zu lernen. Gerade als Quereinsteiger. Es hilft einem auch im nähren Umfeld einen gewissen Bekantheitsgrad zu bekommen und schwubbs irgendwann wird man via Facebook, WKW und wie die ganzen Social Networks alle heißen angeschrieben.
    Einige bleiben weiterhin bei kostenlosen Shootings, als Hobby, einfach so zu Spass. Andere wollen mehr, wollen ihr Hobby zum Beruf machen und haben im Idealfall sogar das nötige Talent dazu.
    Nur wollen gerade Privatpersonen die “einfach mal tolle Bilder haben wollen” nichts bezahlen.
    Das erschreckenste was ich allerdings jemals gesagt bekommen habe, war von einer ehemals guten Freundin. Wir fingen gemeinsam mit der Fotografie als Hobby an, sie macht es heute noch als hobby, ich nebenberuflich( Hauptberuflich bin ich Mediengestalterin).
    Nun kam es, dass sie Heiraten wollte und mich als Fotograf wollte. Ich machte ihr als Freundschaftsdienst/Hochzeitsgeschenk ein Angebot das dermaßen BILLIG ausfiehl das wohzl kein Berufsfotograf dafür auch nur die Kamera in die Hand nehmen würde.
    Als Antwort kam dann ob ich größenwahnsinnig sei und sie nicht Krösus wär.

    Der Punkt ist das dieser Respekt, den man eigentlich vor Menschen und ihren Tätigkeiten, nichteinmal von Menschen erwarten kann, die genau wissen was für ein Aufwand ein Shooting hat, wieviel Geld es kostet das Equipment anzuschaffen etc.
    Von daher kann man leider nicht wirklich von “geschlossener Front” reden.

  11. Ich denke das sich alle Fotografen auch bewusst sein müssen: TfP-Shootings sind nicht kostenlos.

    Es kostet Arbeitszeit die Betriebswirtschaftlich nicht un relevant ist. Einfach anschauen was man für den selben Shoot verlangt hätte und sich dann klar machen das man gerade diese Geld für diese Modell ausgibt. Wenn der Gegenwert besteht und man die Bilder für die eigen Werbung verwenden kann, sind dies ja für das Finanzamt nicht unrelevant. Also nicht Kostenlos.

    Bei TfP-Shootings bezahlt der Fotograf und nicht das Modell oder der Kunde, aber irgend jemand muss die Kosten tragen. Wer also denkt der Fotograf arbeitet für nichts irrt sich, er macht sogar ein Minus Geschäft, in Wirklichkeit. Ich glaube das haben viele Anfänger noch nicht verstanden.

    Genau so wie die ganzen Leute die denken fragen kostet ja nix. Das stimmt, aber man fragt ja auch nicht den Bäcker nach kostenlosen Brötchen, weil sich da jeder bewusst ist das der Bäcker Verlust damit macht. Aber bei Fotografen denken alle das wir keine Ausgaben haben. *kopfschütteln*

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