Bildkritik: Portrait von Sascha

Es wird mal wieder Zeit für eine Bildkritik. In Zukunft wird die kurzgefasster ausfallen.

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Sascha schreibt zum Bild:

Es handelte sich bei der Aufnahme um natürliches Sonnenlicht gegen 19.00 Uhr im Herbst… (guck einfach in die Meta… weiß das nicht mehr so genau) [Anm.: 12.08. ist noch ziemlich SOMMER. ;)]
Die Schattenbereiche habe ich mit einem Sunbounce Mini (Zebra) aufgehellt…
Objektiv war ein Canon EF F2.8 24-70 bei Blende 2.8 aber auch das findet man ja in den Meta…
Müsste auch die Spotmessung verwendet haben, wie ich es bei solchen Lichtsituationen nicht selten mache…

Nun zur Kritik.

(klicken, um das Bild größer zu sehen)
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Der Bildaufbau orientiert sich grob an der 2/3-Regel bzw. dem goldenen Schnitt für Portraits. Die Augen (bzw. das Auge) liegen in etwa im oberen Drittel. Daran gibt es nichts auszusetzen, alles in Ordnung.
Der enge Schnitt passt gut zu einem eher persönlichen Portrait und schafft ein Gefühl von Intimität. Schön finde ich es insgesamt, dass der Schnitt nicht einfach aus einem größeren Bild reduziert sondern bereits bei der Aufnahme dieses enge Format gewählt wurde. Das spricht für eine klare Vorstellung und Absicht im Kopf des Fotografen. Oben könnte der Schnitt noch ein wenig enger sein, aber das fällt auf jeden Fall unter “persönlicher Geschmack”. Weniger subjektiv ist, meine ich, der Beschnitt unten. Die gut strukturierte, gut beleuchtete Kette ist ein auffälliges Element im Bild und deshalb ist es sehr schade, dass der Anhänger einfach mitten durchgeschnitten wurde. Das wirkt etwas irritierend.

Ein Hochformat passt immer gut zu einem Portrait. Ob ein Querformat ebenfalls sinnvoll möglich wäre, ist nicht zu sagen.

Die Lichtführung hat Sascha ja schon grob beschrieben. Kein Blitz, sondern die Sommersonne und ein Reflektor kamen zum Einsatz.
Das Aufhelllicht, das den größten Teil des Motivs ausleuchtet, lässt das Bild sehr sanft erscheinen. Gleichzeitig betont das markante Hauptlicht die von ihm angestrahlte Gesichtsfront.

Es gibt eigentlich nur eine Sache an Sascha’s Bild, die mich wirklich stört: die Perspektive. Damit ist ausnahmsweise nicht “zu hoch” oder “zu niedrig” gemeint, sondern “zu seitlich”. Vom Model sehe ich vor allem den Hals. Nichts spricht gegen ein Profilbild, das das Modell von der Seite zeigt. Hier aber ist der Kopf etwas zu weit gedreht und zur Seite gelegt, so dass eben in erster Linie der Hals (und das Ohr) betont wird. Das wäre durch eine nur leicht andere Perspektive (Schritt im “Kreis” um das Modell nach rechts) leicht zu beheben gewesen.

Der Hintergrund ist strukturiert genug, um Tiefe zu vermitteln, aber auch unscharf genug, um nicht abzulenken.

das unentwickelte RAW
das unentwickelte RAW

Den Bildstil hat Sascha gezielt benutzt, um zum einen die sanfte Stimmung zu unterstützen. Zum anderen verschleiern die zurückgenommenen Farben die stark “aufwärmende” Wirkung des Zebra-Reflektors. Um zu verstehen, was ich meine, sollte man einen Blick auf das völlig unentwickelte RAW werfen.

Natürlich kann man den etwas nach Sonnenbrand aussehenden Hautton leicht über die RAW-Entwicklung neutralisieren. Dann aber wird der Hintergrund etwas grün und kalt. Es verschwindet auch nicht der sichtbare Unterschied im Hautton zwischen Gesicht und z.B. Arm. Man darf nicht vergessen: Ein Zebra-Reflektor sorgt in der Regel für Mischlicht, da er wärmeres Licht wirft als die Sonne, die direkt auf die hautbereiche strahlt!

Der entstehende Unterschied zwischen Haut und Hintergrund hilft Sascha allerdings in diesem Fall (vor allem in seiner Bearbeitungsvariante), eine bessere Trennung zwischen diesen Bildbereichen zu erreichen. Ansonsten wären die ähnlichen Farben regelrecht miteinander “verschmolzen”.

Die Retusche ist insgesamt sehr passend und gut gelungen, wobei die meiste Arbeit schon in der RAW-Entwicklung erledigt wurde. Natürlich ist das anschließend aufwendig in Photshop entstandene “perfekte Hautbild”, das auch die Schatten etwas unnatürlich aufweicht, etwas Geschnackssache.

Ich freue mich über Feedback in den Kommentaren!

1 Kommentar zu „Bildkritik: Portrait von Sascha“

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