Review: Sunsniper Sniper-Strap “The Pro” -Steel & Bear- im Praxiseinsatz

Wie war das noch mal mit den Reviews? Lest es hier nach: “Reviews, Tests & Rezensionen”

Sun-Sniper MiGel Gelfert California Sunbounce

Vor einigen Wochen bekam ich von der Sun-Sniper GmbH eines ihrer neuesten Produkte zum Testen zugesandt, das ich seit dem sehr intensiv in der Praxis getestet habe. Beim “The Pro” handelt es sich um einen Kameragurt, der quer über dem Oberkörper getragen wird.

Eingearbeitet ist ein Stahlseil, das Diebe darin hindern soll, den Gurt einfach abzuschneiden und die Kamera zu entwenden. Gegen einen solchen Fall liefert der Hersteller auch eine Versicherung mit. Diese dürfte allerdings mit einem Maximalbetrag von 400 Euro nur absolute DSLR-Einsteigerkameras abdecken – die meisten Kamera-Objektivkombinationen übersteigen diesen Wert.

Das Feature wurde aber bereits aus einem früheren Sun-Sniper-Modell übernommen. Die eigentliche Neuerung des “The Pro” ist die Verbindung zwischen Gurt und Kamera, die nun auch ein Edelstahl-Kugellager beinhaltet. Die „GENUINE BEARING“ getaufte Verbindung ist kürzer und enthält weniger Teile die sich lösen könnten als die Vorgänger und Konkurrenten.

Im Praxiseinsatz zeigte sie ihre Stärken. Ich hatte zu keiner Zeit die Angst oder das Gefühl, die Kamera könnte sich lösen. Auch ein übermäßiges Pendeln kann ich nicht vermelden. Das ganze System, das es erlaubt, die Kamera einfach an der Seite zu tragen und bei Bedarf blitzschnell in Anschlag zu bringen, hat sich sehr bewährt. Gerade für Reportagephotographen und “Ausflügler” ist das Ganze SEHR praktisch.Ich habe es auf einen ganzen Tag lang in London intensiv getestet und empfand die Kamera (5D ohne BG + 50 mm 1.4) nie als Last. Möglicherweise lag das auch am “SHOCK ABSORBER” (eine Art eingearbeitetes Gummiband in einem Teilstück des Gurtes) – mangels Vergleichsmöglichkeit mit ähnlichen Konkurrenzprudukten kann ich das aber nicht defintiv sagen.

Dieses Schild bemerkte ich erst im letzten Augenblick, bevor ich auf die Rolltreppe aus der Londoner Tube stieg. Dank dem Sun-Sniper war meine Kamera sofort griffbereit.
Dieses Schild bemerkte ich erst im letzten Augenblick, bevor ich auf die Rolltreppe aus der Londoner Tube stieg. Dank dem Sun-Sniper war meine Kamera sofort griffbereit.

Aber auch als Studiophotograph schätze ich den Gurt. Nachdem mir meine Kamera schon 2 Mal heruntergefallen ist, weil ich sie für eine kurze Pause auf einem Hocker oder ähnlichem abgelegt habe, suchte ich eine bessere Lösung. Das naheliegendste ist es natürlich, die Kamera gar nicht erst abzulegen. Ich brauche aber immer mal wieder freie Hände, z.B. um den Lichtformer zu wechseln, das Stativ zu bewegen oder Ähnliches. Nicht immer kann der Assistent da schnell genug zur Stelle sein – und Verzögerungen im Shooting möchte ich ja nun auch nicht. Also heißt es selbst mit anpacken und da stört oft die Kamera. Mit dem Sun-Sniper lasse ich sie einfach baumeln und nehme sie blitzschnell wieder auf, sobald ich die nächsten Photos machen möchte. Sehr praktisch.

Studio Workshop MiGel Gelfert Sun-Sniper California Sunbounce 3

Im täglichen Umgang haben sich aber auch kleinere Schwächen offenbart.
Studio Workshop MiGel Gelfert Sun-Sniper California Sunbounce 2So kommt man z.B. immer zwangsläufig mit irgendwelchen Ecken der Kamera in Berührung. Nach eine ganzen Tag kann das im Extremfall schonmal leichte blaue Flecken oder Druckstellen bedeuten.
Auch die Balance ist bei schweren Objektiven ohne Stativschelle (wie dem 24-70 2,8 L) nicht ideal.
Der kleine “Knopf” der Befestigung stört mich bei Aufnahmen mit Hochformatauslöser weit weniger als erwartet, damit kann ich gut leben. Was mir hingegen ein bißchen fehlt ist beim neuen System eine Möglichkeit der schnellen Auskopplung, um z.B. dem Model oder Kunden während des Shootings schnell ein paar Bilder zeigen zu können. Den ganzen Gurt abzunehmen ist oft etwas zu umständlich. Im Studio ist das weniger tragisch solange man “tethered” photographiert, on Location tut man das seltener.
Der für viele wohl größte Kritikpunkt ist eigentlich systembedingt und daher schwer zu vermeiden, muß aber doch erwähnt werden: Wenn die Kamera so an / unter der Hüfte pendelt läuft man schnell Gefahr, sie irgendwo gegen zu schleudern. Pendeln tut sie mit dem neuen System zwar deutlich weniger, auf Grund der Befestigung an nur einem Punkt, dem Stativgewinde, aber doch. Kratzer und Dellen sind auf Dauer vorprogrammiert. Betrachtet man die Kamera vor allem als Werkzeug, ist das völlig ok und tolerabel. Wer aber Vitrinengeräte pflegt oder auf hohen Wiederverkaufswert abzielt, sollte von diesem Gurt eher Abstand nehmen.

Blitz-Wertung_Sun-Sniper
Der Sun-Sniper "The Pro" -Steel & Bear- bekommt in meinem gewohnt kritischen Test eine subjektive Wertung von 8 (aus 10) Blitzen.

Insgesamt sind die meisten der festgestellten Kritikpunkte aber Detailschwächen. Ich bin sehr überrascht, wie sehr mir der Sun-Sniper “The Pro” -Steel & Bear- am Ende gefällt (bis auf den VIEL zu langen und komplizierten Namen…). Vor allem der “Reportage-Einsatz” in London trägt zu diesem positiven Eindruck bei. Ich bin an den Praxistests wie gewohnt sehr skeptisch herangegangen und bin insgesamt nun doch sehr vom Gurt überzeugt. Ich würde ihn jedenfalls nur sehr ungern wieder hergeben. Auf Grund der beschriebenen Mängel kann er natürlich keine 10 Blitze-Wertung mehr erhalten und kassiert am Ende, auch durch den doch recht hohen Preis, 8 von 10 möglichen “Blitzen”. Eine sehr gute Wertung, die meinen positiven Eindruck wiederspiegelt.

Studio Workshop MiGel Gelfert Sun-Sniper California Sunbounce

10 Kommentare zu „Review: Sunsniper Sniper-Strap “The Pro” -Steel & Bear- im Praxiseinsatz“

  1. Habe zwar das Konkurrenzprodukt und möchte es aber für Touren auch nicht mehr missen. Ob Tierpark, Grüne Woche, Cebit – war echt eine Erleichterung.
    Klar man muss nen Blick drauf haben, dass da an der Seite was hängt, aber ich hab die Kamera bisher dann immer mit der Hand ein bissel abgeschirmt.
    Im Studio war mir das Teil aber eher hinderlich, hab mich da immer fast selbst aufgehängt und es schließlich abgemacht …

  2. Hallo,

    ich fotografiere seit einiger Zeit schon mit dem Vorgänger ohne Kugellager. Ich bin von dem Produkt zwar ähnlich angetan, wie du, aber der Einsatz hält sich bei mir in Grenzen. Im Studio, wenn ich Produkt oder Stills fotografiere habe ich die Kamera ja sowieso auf einem Stativ und deshalb keinen gurt.
    Dies hat sich allerdings mittlerweile auch bei People durchgesetzt und eigentlich benutze ich den Gurt nur für Hochzeiten oder outdoor.
    Dennoch ein schöner Bericht, den ich nur unterschreiben kann.

    Liebe Grüße Aaron

  3. Wie ist Deine Erfahrung mit der Fixiervorrichtung? Bei meinem Test hat sich die Schraube immer mal wieder leicht gelöst. Ich könnte dem Strap auf Dauer nicht trauen aus Angst, dass die Schraube sich löst und die Kamera auf den Boden fällt. Aus Deiner Sicht kein Problem (mehr) bei der neuen Version?

    1. Natürlich hatte ich im Vorfeld von diesen Bedenken gehört.
      Wie ich schrieb, hatte ich aber nie Angst, dass sich die Kamera löst. Dank des Gummis zwischen Befestigung und Kamera sowie dem Kugellager hat es sich bei mir nie gelöst.
      Also ja: Aus meiner Sicht kein Problem bei der neuen Version.

  4. Danke für den ausführlichen Bericht!
    Für den Reportage-Einsatz sicher eine gute Investition!
    Für mich im Studio, wohl auch eher hinderlich. Wie du selbst schon geschrieben hast ist es zum Bilder zeigen eher bescheiden geeignet! Und da ich auch häufiger “Tethered”-Fotografiere, also direkt auf Laptop nervt mich eh jedes zusätzliche Gebaumel.

    Für den Außeneinsatz halte ich ihn dennoch für eine sehr gute Wahl.
    Ob man Ihn nun braucht oder nicht, muss jeder für sich entscheiden.

    Grüße Michael

  5. Ich benutze den selben Gurt seit einigen Wochen auch und bin ebenfalls sehr angetan. Was mich nur etwas verwundert hat ist, dass ich ihn genau spiegelverkehrt trage. Rein aus Interesse: Bist Du Linkshänder? Mit welcher Hand und wo greifst Du die Kamera, wenn du sie hoch holst?

    1. Nein, ich bin kein Linkshänder.
      Ich habe beide Seiten probiert und finde links besser, weil mich der Gurt im Hochformat dann nicht erwürgen will.
      Die Kamera greife ich am Objektiv (eine Hand ist eh immer unter dem Objektiv).

  6. Ich bin von dem Gurt mehr als angetan. Zum einen ist die Kamera schnell zur Hand, zum anderen vermittelt der Gurt durch die Stahlseile eine gewisse Sicherheit. Auch “baumelt” die Kamera kaum wenn sie am Gurt hängt. Von mir eine klare Kaufempfehlung.

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